Antje Kröger | Fotokünstlerin

BRAUCHWASSER

Posted by on Aug 11 2022, in Mensch

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Das dünne Mädchen entdeckte die kleinen Wasserfontänen in der Nähe des Zaunes als Erste. Das Einöden-Eckhaus versprühte das kostbare Gut über den kurzen, grünen Rasen. Das dicke Mädchen folgte ihrer Freundin. Sie wuschen sich ihre staubigschwarzen Hände in den schmalen Strahlen. Danach sammelten sie das Nass in ihren Handkrügen und führten diese zu ihren gierigen, ausgetrockneten Mündern. Dick und Dünn quälte der Durst. Die vergangenen Stunden verbrachten die Mädchen zusammen in den sengenden Sonnen-Schatten der ehemaligen Einöden-Fabrik. Der Schornstein thronte dabei über ihrem Spiel. Der Boden des geheimnisvollen Platzes war übersät mit Scherben, die in der Hitze wild glitzerten. In den wenigen Büschen auf dem Gelände summten die Wespen. Spielkameradinnen. Neues Blut. Dick und Dünn erkundeten jeden Winkel des Ortes, den sie zufällig fanden auf ihrer Suche nach einem Abenteuer für diesen heißesten Tag des Jahres. Die trostlose blaue Hitze vereinte sich mit dem spannenden Beton der Mauern. Allein, allein. Waren sie. Nur ein paar Motorengeräusche und Menschenstimmen drangen von time to time zu ihnen hindurch. Ohne Bedeutung. Sie waren mit sich beschäftigt und den Formen, die die Sonne malte. An die Wände. Ihre Kleidung hatten die Mädchen auf der rostigen Treppe abgelegt. Zusammen saßen sie für ein paar Momente nackt in einem ausgehöhlten Lastkraftwagen und philosophierten zuerst über die Langeweile und später über das Sich-auf-den-Weg-machen. Sie erzählten sich ihre Geschichten und schwitzten. Die Sonne schickte ihr Licht und ihre Wärme direkt auf ihre Körper. Der Schweiß tropfte dem dicken Mädchen in die Augen, erst blinzelte es nur, dann musste Dick die Lider schließen, weil das Salz brannte. Dünn erkundete derweil all die Türen und Fenster des Fabrikgerippes. Sie kletterte auf Leitern und wackligen Emporen entlang. Das dicke Mädchen legte sich abwechselnd auf die Schattenlinien und in die überlichteten Zwischenräume. Sie sangen. Tanzten. Ruhten. Redeten. Dürsteten. Sie hatten nicht daran gedacht, in ihre Ausflugtasche auch Wasser hineinzupacken. Und das in diesen Zeiten. Jeder und jede wusste doch, wie wichtig das kühle Nass für den gesunden Körper war. Dick und Dünn aber dachten nur an Abenteuer und Leichtigkeit. Als Dick das Schild „Brauchwasser“ vor der Einöden-Fabrik fand, wusste das Mädchen, es war an der Zeit, sich auf die Suche zu begeben nach dem Lebenselixier. Sie übergab Dünn ihre Kleider: KOMM!


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