Zirkus der Wintertiere
Posted by Antje Kröger Photographie on Jan 23 2024, in Mensch
Der Himmel ist nicht von freundlichem Graublau, sondern von einem undurchsichtigen, sturmgepeitschten Dunkelgrau beherrscht. Die Sonne scheint fern, als hätte sie diese Gefilde längst vergessen. Und das Licht, es wird von zischenden Schneestürmen verschluckt. Ein eisiger Wind heult durch die leblosen Gassen, wirbelt Schneefahnen auf und trägt das ferne Knirschen von gefrorenen Seelen mit sich. Die nicht zarte Stille wird von einer bedrohlichen Schwere durchdrungen, als lauere in den Schatten des Frostes eine unsichtbare Gefahr. Die Schornsteine spucken bittergelbe Rauchschwaden aus, die die Lungen aller lebendigen Wesen mit wilder Chemie benetzen.
An diesem Ort erwacht der „Zirkus der Wintertiere“ zu einem balladesken Spiel.
Die Zirkusdirektorin, Aqualina, ein anmutiges Wesen, das die Züge einer weitgereisten Wälin, einer schelmischen Seekuh, eines tanzenden Storches und einer schillernden Großkatze in sich trägt, schreitet mit federleichten Schritten durch die flauschig, schneegleiche Manege. Ihr Gesicht spiegelt eine neugierige Anmut und träumerische Eleganz wider. Aqualina ist kein strenges Wesen; sie liebt das vergnügte Spiel mit den zauberhaften Charakteren, die ihren Zirkus belebten.
Die Tier-Truppe des Winter-Zirkus, das sind Quimper, der zweit-zauberhafteste Rabe, Nimbus, der anmutige Storch, Quixote, der verspielte Affe, Aero, die Flugente, die manchmal ihren Kopf verliert, Melodia, das singende Klein-Vögelchen und das geheimnisvolle Wald-Zahn-Gespenst mit den klappernden Zähnen.
In der Manege wachsen die Blüten der eisigen Blumen an den Scheiben, der Wind zischt ein sehnsuchtsvolles Lied. Die Vorstellung beginnt. Quimper zaubert mit seinen ausgeklügelten Tricks, Nimbus balanciert auf einem unsichtbaren Eisbalken, Quixote entlockt dem Publikum mit seinen Streichen lautes Lachen, Melodia verleiht der eisigen Luft ihre zarte Stimme. Aero verliert im Flug ganz einfach ihren Kopf. Das Wald-Zahn-Gespenst komponiert eine Symphonie der Tragik, dem Stück fehlt eine Struktur, dafür wartet es mit unerwarteten Tempiwechsel und unkoordinierte Rhythmen auf. Der Wind wird lauter, die Zirkusdirektorin wilder, die Tiere krächzen, tänzeln durcheinander. Ein Übertreiben, ein Durcheinander, eine Völlerei des Winters. Ein Frost-Schlaraffenland bis zum Umfallen. Kurzes Kaltluft-Auftanken der Lungen …
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