Antje Kröger | Fotokünstlerin

an(ge)dacht

Posted by on Mrz 31 2024, in Mensch

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Elfter Gesang

  »Du unser Vater, der im Himmel bist,

  Allgegenwärtig, doch in Wohlgefallen

  Ihm hold, der Deiner Schöpfung Erstling ist!

  Geheiligt sei Dein Name und bei allen

  Erschaffnen Deine Macht, daß Lob hienieden

  Und Dank gebührend Deiner Huld erschallen.

  Dein Reich, Herr, komme und mit ihm sein Frieden:

  Kommts nicht zu uns, mit unsrer Macht allein

  Zu ihm zu kommen, ist uns nicht beschieden.

  Dein Wille, wie ihm Deiner Engel Reihn

  Lobsingend dienen, also auch auf Erden

  Laß ihm die Menschen ihren Willen weihn.

  Laß unser täglich Manna heut uns werden

  In dieser Wüstenei, da ohne Dich

  Wir rückwärts gehn, so jach wir uns geberden.

  Und wie auch wir verzeihn, was freventlich

  Uns kränkte, sieh nicht an, was uns gebührte,

  Und unsre Schuld vergib uns gnädiglich.

  Laß unsre Tugend nicht, die leicht verführte,

  Versuchen mehr den alten bösen Feind,

  Erlös uns von den Flammen, die er schürte!

  Nicht für uns selbst ist, lieber Herr, gemeint,

  Weil nicht mehr not uns, was zum Schluß wir bitten,

  Nein, denen gilts, die noch der Tag bescheint.«
Die Göttliche Komödie
Dante Alighieri

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an(ge)dacht

Zum ersten Mal diskutierten sie über ihren persönlichen (nicht)Glauben, als seine Frau Mutter die irdische Welt verlassen musste. Sprachen in ihren Rollen als irischer Boy und ostdeutsches Girl. Ungläubigkeit in vielen Momenten, beidseitig. Mehr Fragen als Antworten. Erziehungsmethoden. Kulturprägung. Erweckungserlebnisse. Nun kam sie gerade zurück von einer Reise, einem Stück Land, das sich durch starken christlichen Glauben prägte und heute mehr denn je identifiziert. Seine irische Heimat ist mit ’ner Menge Spiritualität aufgeladen, Glaubenskriege haben die seinen geführt, noch nicht so lang ist’s her. Von den Skandalen der ansässigen Kirchen ganz abgesehen. Ihre ostdeutschen Gehirnareale wurden mit Marx, Engels und Lenin, vielleicht noch den klugen Sätzen von Frau Krumpholz, ihrer ersten Deutschlehrerin, gefüttert.

Brauchen wir eine spirituelle Heimat, um mit dem Leben umgehen zu können? Und wenn ja, wie sieht solch ein Glaubens-Zuhause aus? Was ist Glauben? Er spricht von Karma. („Ich bin ein guter Mensch, also wird das Gute auch zu mir kommen. Ich sammle Spenden, also wird das Gute zu mir zurückkommen. Ich bete jeden Tag, also wird das Schlechte von mir weichen.“) Schauen wir hinein in die aktuelle Real-Welt – da gibt es ein paar alte, weiße Männer (im wörtlichen Sinne!), die diese in Schach halten, mit Krieg, Drohgebärden, wirtschaftlicher Macht. Sind diese karma-los? Von den Männern der Weltgeschichte, die den Planeten in Schutt und Asche legten, oder zumindest Teile davon, erst gar nicht zu reden. Welche Bestrafung hat das Karma über sie gebracht? Oder sprechen wir über den freien Willen. Einem Thema, an dem sie sich mindestens die letzten zwanzig Jahre abgearbeitet hat. Lässt der Glaube an einen Gott, eine Gottheit, an Spiritualität, an Karma, etwas Größeres, etwas Nicht-Irdisches zu, überzeugt von einem freien Willen und Selbstbestimmung zu sein? Und wenn nicht, wie lässt es sich ohne leben, überleben? Was für einen Sinn hat das Leben, wenn wir nicht selbst darüber bestimmen können? Sprechen wir über den Glauben, der alles leichter macht zu ertragen? Den Glauben, an den wir abschieben können, all das, was wir selbst verantworten müssten, ansonsten. Buße tun. Büßen. Sündenstrafen. Ablasshandel. Was steuert unsere Taten? Viel mehr Fragen als Antworten. Er glaubt. Er trägt das Kreuz um den Hals. Sie wollte immer glauben. Immer glauben, dass es für all das eine Antwort gibt, diese eine Antwort, die das Herz geschmeidig macht und all den großen Schmerz mit Leichtigkeit aushalten lässt. Aber sie glaubt nicht. Und sie trägt das Kreuz aus Holz auch nicht auf dem Rücken, gebeugt und büßend. Sie hat dafür so viele Fragen. Ist der Glaube an Resonanz, an Energien, an Fäden, die sich irgendwann zu einem ziemlich individuellen Knäuel zusammenfinden, so etwas wie Religion? Ihre liebste Großmutter sagte immer, dass Gott die Natur wäre, damit kann sie ziemlich gut leben. Vorerst.


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