Antje Kröger | Fotokünstlerin

Das Leben ist krumm

Posted by on Feb 04 2024, in Mensch

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Krumm war der Weg, den ich ging,

krumm war er, ja,

denn, ja,

er war gerade.

VON PAUL CELAN
AUS CZERNOWITZ BEI SADAGORA

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Das Leben ist krumm

Seine Augen waren jung und frisch und keck aufgeweckt, ihre hingegen manchmal schon trüb, wässrig und in den schummrigen Momenten des Lebens manchmal ziemlich blind. Ausnahmsweise saß er ein paar Augenblicke still auf dem roten Sofa, schaute sie aufklärend an. Sechs, fast sieben Jahre Leben, immer einen Zaubertrick auf Lager. Vor kurzem erst war er in die Schule gekommen. „Es gibt Geraden und Krummen.“ Kaum in der Lehranstalt, schon philosophische Bildung. Auf den ersten Blick handelte es sich natürlich um mathematisches oder genauer gesagt geometrisches Wissen, auf den zweiten aber ist dieser Satz einer Lehrerin die Türe zur Weisheit der Existenz. Die Krumme. Das Wort betört. Es ist so viel geheimnisvoller als: die Gerade. Wenn sie an ihren Mathematikunterricht zurückdenkt, spielten Worte wie Parallelverschiebung, Geradengleichung, Geradenparallelogramm eine Rolle. Gerade Zahlen waren gut, eine gerade Zukunft die wünschenswerte. Die Krumme. Sie erinnert sich an einen Witz ihrer Kindheit: Es gibt keine gerade Kurve. Natürlich nicht. Nur verstanden hat sie dies damals noch nicht. Die Krumme. Ein Wort, so stark, so außergewöhnlich, so unschön-schön. Sie muss an die Krumme Lanke in Berlin denken, oder die Banane, die keiner gerade zog, oder die krummen Zahlen, die ungeraden, Fibonacci 1 1 2 3 5 8 13 21 (die Acht bildet hier eine Ausnahme, darf sie auch, denn sie steht für die Unendlichkeit.)

Ist nicht alles krumm, im eigentlichen Sinne? Von Natur aus? Sehnt sich der Mensch nach der Geraden nur, weil sie einfacher zu handhaben ist? Deswegen muss er alles begradigen? Flüsse, Wege, Küstenlinien, Gedanken, Werte, Formen, Geschmack? Dabei windet sich die Natur und mäandert. Wir Menschen dagegen meinen, dass die Gerade die Königin des Seins verkörpert.

Sie war nie eine Geradlinige. Ist sie also ’ne Krumme? Wahrscheinlich schon. Geradlinig empfindet sie als langweilig und uninspirierend. Egal ob im Lebensentwurf oder der Ästhetik. Sie liebt es, Umwege zu gehen, um die nächste Ecke zu denken oder hinter die nächste Ecke zu schauen, sie mag die Überraschungen des Lebens, wenn Klarheit sich zu Unklarem transformiert, wenn der gerade Weg auf einmal zu Ende ist und so richtig schlingernd wird, dass ihr vom Hinsehen schon schwindelig wird. Sie mag die krummen Gedanken, die auch krude heißen, krumme Ponys, wenn Bilder krumm an der Wand hängen, krumme Baumstämme, krumme Beziehungen, die sich winden und mäandern, so wie es die Natur vorgesehen hat.

Krumm ist schwer, krumm ist gewöhnungsbedürftig, krumm muss ausgehalten werden, krumm ist energetisch, krumm ist lebendig. Krumm ist stark. Krumm macht Angst. Natürlich.


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Das Leben ist krumm
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