adidas – Streetphotography – Workshop in Leipzig
Posted by Antje Kröger Photographie on Jun 30 2018, in Mensch, Workshop
sich-kennen-lernen
Als Julius von Adidas mich kontaktierte, um nach einem Street-Porträt-Workshop für seine Designer in Leipzig zu fragen, war ich kurz irritiert, freundete mich aber schnell mit dem Gedanken an, auch mal eine größere Gruppe zu unterrichten – und sagte zu. Wir sollten immerhin zwei Tage Zeit bekommen, um uns (fotografisch) aufeinander einzulassen. Irgendwann im Mai war es dann soweit. Wir trafen uns in meinem Atelier.
Wie alle meine Workshopteilnehmer mussten auch die Designer umfangreiche Hausaufgaben vor dem Workshop bei mir „abliefern“. Schon die Hausaufgaben machten mir Spaß, aber vor allem waren und sind sie wichtig für die Vorbereitungen der verschiedenen Übungen. Doch bevor es dazu kommen sollte, gab es einen schwierigen Part zu bewältigen, vielleicht den schwierigsten in meinen Workshops: das Kennen-lernen und Sich-blicken-lassen: Wir sprachen über jeden einzelnen Teilnehmer, jeder wurde einmal in den Mittelpunkt gerückt, der Fokus lag auf ihm oder ihr. Die Kommunikation ist für mich der Schlüssel, natürlich bei meinen Workshops und Coachings, aber auch in meiner eignen Fotografie. Die kleine Hürde, dies in englisch zu tun, war schnell genommen. Und nach jedem der Gespräche forderte ich einen anderen Teilnehmer auf, doch ein Polaroid zu machen von dem jeweiligen Protagonisten…
spielerische porträtfotografie & die straße ruft (im osten & im westen)
Von jedem gab es nun ein Polaroid, die fotografische Gruppe war sich näher gekommen, ein kleiner Vortrag über die Theorie der Bildkomposition und wichtigen Regeln in der Straßenfotografie lag hinter uns, nun konnte endlich die praktische Arbeit beginnen. Gemeinsam gingen wir in einen Leipziger Park, um miteinander zu „spielen“. Dazu hatte ich einen Sack voller Spielzeug dabei. Vorher hatte jeder Teilnehmer einen Briefumschlag mit allen Gruppenaufteilungen und Aufgaben der kommenden zwei Tage bekommen. Alle Zettel waren voll, mein Anspruch hoch, das Pensum an Aufgaben sportlich, aber die meisten in der Gruppe ja Turnschuh-Designer. ;)
Im Park ging es um das Porträt, jeder musste jemanden aus der Gruppe fotografieren. Dazu standen auf den Zetteln verschiedene Themen und Spezifikationen, zb. Kompositionsregeln, die zu beachten waren, Gegenstände, die benutzt werden oder Farben, die im Vordergrund stehen mussten. Das kreative Wettrennen war gestartet. Jeder wollte mit seiner Idee brillieren. Das war wunderbar anzusehen, von Trägheit war nichts zu spüren, das kindliche Gemüt angesprochen.
Nach dieser Übung ging es auf die Straßen des Leipziger Ostens, hier wurde in Gruppen gearbeitet. Eine Gruppe durfte sich der Langzeitbelichtung widmen, eine andere nur bis zum Knie „blicken“ und begegnete so fotografisch einer Menge Hunde, die dritte Gruppe sollte sich dem Individuum zuwenden: Mann, Frau & Kind.
Es gibt eine große Diskussion um die Straßenfotografie in Deutschland und ihre Begrenzung, die Privatsphäre betreffend, ein Thema, mit dem man sich natürlich beschäftigen muss, wenn man solch einen Workshop anbietet/besucht. Meine Übungen waren so konzipiert, dass sie zeigten, dass auch mit einer gewissen Anonymität famose Straßenfotos entstehen können, und auch, dass hier die Kommunikation ein wichtiger Bestandteil sein muss, vor oder nach der Fotografie, das kommt auf den jeweiligen Fotografen an. Und ALLE Gruppen hatten auf der Straße interessante Begegnungen…
Am nächsten Tag schauten wir uns die Ergebnisse vom Vortag an und besprachen sie in der gemeinsamen Bildkritik. Alle waren überrascht von ihrem Schaffen, so gute Ergebnisse, ich war stolz. Danach fuhren wir in den Westen von Leipzig in die Baumwollspinnerei und gönnten uns zusammen die nächsten Gruppenaufgaben. Ein straffer Zeitplan, aber das kenne ich auch aus meinen anderen Workshops. Ein paar Ergebnisse der zwei Tage zeige ich hier…
Am Ende des zweiten Workshoptages standen die Designer und ich gemeinsam im Regen vor dem Leipziger Hauptbahnhof und verabschiedeten uns. Wie emotional dies immer wieder ist, wenn man solch intensive Zeit miteinander verbracht hat. In meiner ersten E-Mail an Julius schrieb ich, dass ich Lust auf eine neue Herausforderung hätte. Die hatte ich wirklich, die Herausforderung und eine Menge Freude.
Sandra
Straßenfotografie in Leipzig – die Bilder sagen alles. Intensive Arbeit zahlt sich aus und die Seele kommt ins Schwingen beim Betrachten und Lesen. Applaus Applaus.