Antje Kröger | Fotokünstlerin

Narren – Kranck

Posted by on Dez 06 2017, in Mensch

Narren - Kranck

Anno salutis 1557, am 3 tag Octobris.

DER KRANCK.
O herr doctor, seyt ir der man,
Von dem ich laug gehöret han,
Wie ir helfft yederman so fein?
So kumb ich auch zu euch herein,
Weil groß geschwollen ist mein leib,
Als sey ich ein groß-pauchet weib,
Und rürt sich tag unnd nacht in mir.
O mein herr doctor, schawet ir,
Ob es doch sey die wassersucht,
Oder was ich trag für ein frucht!
Und schawt, ob mir zu helffen sey
Durch ewer heylsam artzeney,
Weil euch der kunst nye ist zerrunnen.
DER ARTZET spricht.
Hast du gefangen deinen prunnen,
Sogib und laß mich den besehen!
DER KRANCK gibt im das harmglaß unnd spricht.
Ja, lieber herr, das sol geschehen.
Nembt hin und bschawt den prunnen selb!
DER ARTZT besicht den prunnen unnd spricht.
Gesell, dein prunn ist trüb und gelb.
Es ligt dir warlich inn dem magen.
DER KRANCK greifft den bauch unnd spricht.
Es thut mich in dem pauch hart nagen
Und ist mir leichnam-hart geschwollen.
DER ARTZT.
Gesell, wenn wir dir helffen sollen,
So must du warlich für den todt
Ein trüncklein trincken über not.
Das will ich dir selbert zurichten.

DER KNECHT spricht.
Mein freund, so ist gar nicht zu harrn.
So muß man dir die narren schneyden.
DER KRANCK spricht.
Das selbig mag ich gar nit leyden.
Der artzet hat nit war gesprochen.
Wo woltn die narrn in mich sein krochen?
Das west ich armer krancker gern.
DER ARTZET spricht.
Die ding will ich dir baß bewern.
Seh hin und trinck dein aygen harm.
Dieweil er noch ist also warm!
So wen die narrn in dir zabeln,
Wie ameiß durch einander krabeln.
DER KRANCK trinckt den harm und spricht.
O herr doctor, yetz prüff ich wol,
Und das ich steck der narren vol.
Sie haben inn mir ein gezösch,
Als ob es weren lauter frösch.
Ich glaub, es wern die würm sein.
DER KNECHT im ein spiegel unnd spricht.
Schaw doch inn diesen spiegel nein!
Du glaubst doch sunst dem artzet nicht.
DER KRANCK schawt in spiegel unnd greifft im selb an die narrenohren unnd spricht.
Erst sich ich wol, was mir gebricht.
Helfft mir, es gschech gleich, wies wöll!
DER KNECHT.
Soll man dich schneyden, lieber gsell,
So must du dich dem artzt voran
Ergeben für ein todten man,
Dieweil das schneyden ist geferlich.
DER KRANCK spricht.
Für ein todn man gib ich mich schwerlich.
Stürb ich, das wer meiner frawen lieb.
Für kein todn man ich mich dargieb.

DER KRANCK schreyt.
Halt, halt! botz angst! du thust mir weh.
DER KNECHT spricht.
Das hat man dir gesaget eh,
Es werd nit sein wie küchlein zessen.
Will dich die narren lassen fressen?
DER ARTZT greifft mit der zangen in bauch, zeucht den ersten narrn herauß und spricht.
Schaw, mein gsell, wie ein grosser tropff!
Wie hat er so ein gschwollen kopff!
DER KRANCK greifft sein bauch unnd spricht.
Ietz dunckt mich gleich, es sey mir baß.
DER ARTZET.
Wie wol will ich dir glauben das!
Der narr hat dich hart auffgepleht.
Er übet dich in hoffart stät.
Wie hat er dich so groß auffplasen,
Hochmütig gemacht ubermassen,
Stoltz, üppich, aygensinnig und prechtig,
Rümisch, gewdisch, samb seist du mechtig!
Nicht wunder wer, und wilt dues wissen,
Er het dir lengst den pauch zurissen.
DER KNECHT.
Mein lieber herr, schawt baß hin-nein,
Ob nicht mehr narren drinnen sein!
Mich dunckt, sein bauch sey noch nichts kleiner.
DER ARTZET schawt im in bauch unnd spricht.
Ja freilich, hierinn sitzt noch eyner.
Halt, lieber, halt! yetz kumpt er auch.
DER KRANCK schreyt.
Du thust mir wee an meynem bauch.

Hans Sachs, Das Narren-Schneyden

Narren - Kranck

Narren – Kranck

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Narren – Kranck

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Narren - Kranck

Narren – Kranck

Narren - Kranck

Narren – Kranck

Narren - Kranck

Narren – Kranck

Narren - Kranck

Narren – Kranck

Narren - Kranck

Narren – Kranck

Narren - Kranck

Narren – Kranck

Narren - Kranck

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