Ist das Herz voll, gehen die Augen über
Posted by Antje Kröger Photographie on Okt 10 2016, in Mensch
Az dos harts iz ful, geyen di oygn iber.
(Jiddisches Sprichwort)
Auf jüdischen Friedhöfen war ich eigentlich schon immer unterwegs, ja auch auf anderen Friedhöfen, aber eben besonders häufig auf den jüdischen. Zuerst war es nur ein Gefühl, dann war es die thematische Beschäftigung und dann die Kopplung von Beidem. Etwas dazu habe ich aufgeschrieben, nachdem ich letztes Jahr in Israel und Palästina weilte … schau hier.
Im Mai dieses Jahres stromerte ich auf dem jüdischen Friedhof von Warschau herum, mein Gefühl dort war manchmal ein beklemmendes, manchmal ein herzliches, immer ein tiefes: „Der Friedhof ist zum Großteil hebräisch beschildert. Er ist ein Sammelsurium aus Grabsteinen, Denkmälern und der Natur, die sich rundherum in symbiotischer Art und Weise mit allem verbindet. Dieser Ort ist ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, durchzuschnaufen, ein Ort, um mit der Vergangenheit Freund zu werden, um Kunst zu sehen, um den Vögeln zuzuhören, das Rascheln der Bäume zu genießen, um demütig dem Leben gegenüber zu sein …“
Vor ein paar Wochen (der Herbst war noch einmal kurz Sommer) machte ich mich endlich auf zum Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. So oft beherbergt mich die Hauptstadt, auf so vielen, gerade jüdischen Spuren, bin ich noch nie gewandelt.
Wow. Was für ein dramatischer Platz Welt, welche Poetik, auch hier eine herrliche Verschmelzung von Kunst, menschlichen Spuren, Natur. Das Internet bietet eine Menge wunderbare Informationen zu diesem Ort, ich empfehle besonders den Film Im Himmel, unter der Erde – Der jüdische Friedhof Weißensee. Dieser wunderbare Streifen hat dafür gesorgt, dass ich mich nach Weissensee aufmachte, meine Polaroid und eine andre kleine Kamera mit Filmen befüllte und lange sehr allein über den Friedhof streifte. Ich komme wieder. Bald!