Antje Kröger | Fotokünstlerin

Wälin und Straßenköter (ver)zaubern (gemeinsam) – FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe

Posted by on Jun 06 2019, in Mensch, Workshop

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FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
Fotos: Thomas Stellwag

Dieser Workshop stand unter besonderem Stern. Reisen und Feuer waren ihm vorausgegangen. Ich auf Anschlag energetisiert. Zum ersten Mal verzauberte ich mit meiner fotografischen Lehre nicht alleine, sondern ein „handzahmer Straßenköter“ war mit von der magischen Partie; er stand, lag, kroch, fiel vor der Kamera (ja stimmt, das machten davor schon viele andere wunderbar toll, aber gleich der Unterschied!), aber!! vor allem begeisterte er die Teilnehmer mit seinen Texten über jeden von ihnen. Da kullerte die ein oder andere Träne aus dem Knopfloch. Auch aus meinem. Übrigens. Für viele von Euch ist Tobi ja nicht wirklich ein unbeschriebenes Blatt (ein wunderbares Bild für jemandem, der so zauberhaft mit Worten umgehen kann!) Zusammen brachten wir schon unser kleines BRNO-Heftchen heraus und arbeiten gerade an dem Büchlein aus Brügge. Meine Fotokunst, seine Kunst aus Worten Bilder zu bauen, die mich immer wieder tief berühren. Da fällt es mir leicht, das Fan-tum (meiner) unserer Workshopteilnehmer zu teilen.

FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
Foto: Juliane Naumann
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Foto: Bettina Rehwagen

Als wäre die Be-/Ausschreibung dieses Workshops eine Herausforderung an sie, gab die Sonne an diesen ersten beiden Tagen im Juni alles, was sie hatte. Sie glänzte nicht nur mit, dem diesem Wochenende vorangesetztem Licht, sie schenkte auch Wärme, Schatten, Glanz, Kontraste, Formen, Brüche, Spiegelungen, Blendungen. Und Wachstum. Den vier Fotografen, die zusammenkamen, um zu lernen und erfahren. Um zu sehen und zu spüren. Um zu nehmen und zu geben. Wie bei Sonnenblumen, die nur Licht, Wasser (hier Kaffee und hervorragender Minze-Tee) und Luft (hier Input in den Bereichen technischer Umgang mit Kamera (und Model), Seh(un)gewohnheiten, kunstwissenschaftlichen Fragen und Grenzüberschreitungen) brauchen, um zu wachsen, gedeihten die Vier zusehends. Dem neutralen Beobachter (und auch der Lehrenden) war es eine Freude zu sehen (und zu erleben), wie gearbeitet und geackert wurde, um alte Wege zu verlassen oder neue zu entdecken.

Auch mehrmalige Teilnehmer wissen nicht, was bei einem Workshop der Frau Antje (wohnhaft in der Krögerstraße- kleiner Insider) auf sie zukommt. In immer neuen Abwandlungen kommt man zu einer Begrüßungsrunde zusammen, die es mitunter schon in sich haben kann. Um Fotografie geht es dabei meist nur am Rande, Mittelpunkt ist ganz klar das Individuum, das die Kamera führen soll. Ein erster (Ein)Blick in die Menschen, mit denen man die nächsten zwei Tage Gedanken, Sichtweisen, Schwächen teilen wird. Schweißperlen auf der Stirn, klopfende Herzen, pulsierende Schlagadern… Denkt man, man hat das Kniffligste dann hinter sich (mancher denkt das ganz sicher und für manchen ist es sicher so), geht es dann aber an die fotografische Arbeit. Lapidar Fingerübungen genannt, ist dies aber die Königsdisziplin. Ohne zu viel verraten zu wollen, der Mensch vor der Kamera blickte in ratlose Gesichter, hörte sich zusammengestammelte Sätze an und spürte Überforderung an allen Fronten. Aber, Aufgabe kommt nicht von aufgeben, sondern von der Gabe, etwas zu geben und das taten alle, nämlich ihr Bestes. Nun ist das hier kein Arbeitszeugnis, wo sein Bestes geben bedeutet, man kann etwas einfach nicht besser, nein, die Protagonisten nahmen die nicht wie in einer schlechten Schule theoretisch aufgezeigten Weisheiten der Frau Kröger nicht nur zu Kenntnis, sie setzten diese in der Praxis, am lebenden Exemplar aufgezeigten Geheimnisse, nicht nur um, sie machten sie sich zu eigen und projizierten ihr Wesen in die Sprache der Bilder. Womit Tag eins auch schon zu beschließen wäre.

Sonnabend wird zu Sonntag. Sonne bleibt. Tag zwei. Zum Licht gesellt sich Komposition. Beim Frühstück wird über Symbolik gesprochen, über Arrangments, Licht wieder, über Ikonen. Campbells Soup-Tomato von Andy Warhol , Barcelonas Sagrada de Familia, Nachtweys Pietà, Mount Rushmore. So divers wie die Teilnehmer waren auch die (ihre) Ikonen, über die sie sprachen. Umgehend wurden sie zu Ikonoklasten, zu Bilderstürmern im positivsten Sinne. Stürmer ihrer eigenen Bilder. Der zweite Teil der Fingerübungen war angesagt und Gelerntes wollte umgesetzt werden. Mit teilweise deutlich mehr Zug wurden die Aufgaben, die denen vom Vortag in keinster Weise nach standen, angegangen. Bei der Nachbetrachtung (der Feedbackrunde) zeigte sich Antje beeindruckt von der Qualität der Fotos, die sich im Aufnahmeprozess nicht immer gleich offenbarte.

Es gab noch so viele kleine Besonderheiten und schöne Augenblicke, die ich hier nur anschneiden will, etwa eine Linsensuppe ohne Gleichen, eine abschließende Tanzperformance, einen epischen Versprecher, eine Einführung der Teilnehmer in rohe Gewalt gegen Modelle, ein theaterhaftes Fotoshooting von Frau Kröger höchstselbst. Beschwingt, beschwipst, bewegt ging man auseinander. Was die Teilnehmer aus dieser Zeit mitnehmen, wird sich erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen, aber man wünscht ihnen lang anhaltende Eindrücke und ein Weisen in die Richtung, in die sie sich zu gehen wagen.

Tobias Crain
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Foto: Thomas Stellwag
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FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
Foto: Marie Charlotte Seidel
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FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
Foto: Juliane Naumann
FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
Foto: Juliane Naumann
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Foto: Thomas Stellwag
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FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
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Foto: Bettina Rehwagen
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Foto: Marie Charlotte Seidel
Foto: Juliane Naumann
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Foto: Bettina Rehwagen
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FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
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Foto: Bettina Rehwagen
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Foto: Marie Charlotte Seidel
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Foto: Juliane Naumann
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Foto: Marie Charlotte Seidel
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Foto: Juliane Naumann
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Foto: Juliane Naumann
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Foto: Juliane Naumann
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Foto: Juliane Naumann
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Foto: Marie Charlotte Seidel
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FOTOWORKSHOP: Licht, Gestaltung, Farbe
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Foto: Juliane Naumann
Foto: Juliane Naumann
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Foto: Juliane Naumann

Comments

  • Dem sind wahrlich keine Worte mehr hinzuzufügen, außer einem vielleicht: Meisterlich(t)!

    Liebe Grüße aus dem Südwesten.

  • Franzi

    Wow, die Bilder und Worte lassen mich auf- und niederhüpfen vor Energie und dem unbändigen Wunsch, dabei gewesen zu sein. Ihr tollen Menschen.

  • Matthias

    Unglaublich schöne Bilder! Aber wirklich.

  • Juliane

    Tausend Dank für diese turbulente Reise! Zwei lichtvolle kopfdurchwirbelnde herzerweiternde flügelverleihende Tage hallen weiter nach.
    Antje – Du bist eine Wucht! <3
    Wir sehen uns wieder.

  • Thomas

    Wenn du 2 Stunden überlegst, was mache ich hier und dann (im Dunkeln) über deinen Schatten springst, bist du dabei. Wer nicht dabei ist, verpasst etwas.
    Ein Aderlass für Apparateverliebte ist im Preis enthalten. Kleines Gepäck und große Offenheit genügen. Klasse, Antje.

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