Ich gebe seit vielen Jahren Fotoworkshops. Oft bin ich verwundert darüber, dass mensch zwar die Kamera bedienen kann, aber keine oder wenige Gestaltungsregeln kennt und anwendet, sich nicht mit Design, Komposition, Farbe, Symbolik und Ikonografie theoretisch auseinandersetz(t)e. Die meisten versuchen, die Technik zu beherrschen, wobei sie ihre eigenen Ideen und das bewusste Sehen ignorieren. Sie fotografieren intuitiv, ohne darüber nachzudenken, warum sie wie bestimmte Motive verewigen wollen. Doch irgendwann stößt die Intuition unverweigerlich an ihre Grenzen.
Für mich steht die Form in der bildenden Kunst, dazu zählt die Fotografie, an erster Stelle. Im Zusammenspiel zwischen Form (Komposition, Platzierung, Rahmung usw.) und verführerischem Licht liegt die Faszination, die mein Schaffen begleitet. Der korrekt formale Akt (wenn ich diesen wünsche) oder das bewusste Brechen der Regeln und meine Lichtarbeit lassen es zu, dass ich die (emotional kraftvollen) Geschichten erzählen kann bzw. der oder die Betrachterin in der Lage ist, diese zu fühlen, zu erkennen und zu entschlüsseln. Formalität beruht auf Regeln, auf mathematischen Begebenheiten, auf Rationalität. Diese werden wir in diesem Workshop kennen und anwenden lernen.
Im zweiten Teil des Workshops möchte ich fotografische Fragen stellen und zusammen mit den Teilnehmerinnen nach Antworten suchen. Niemals gibt es wohl dasselbe Begehren. Deswegen ist so eine gemeinsame Suche sehr zielführend.
Warum fotografiere ich? Was möchte ich erreichen? Was tue ich dafür? Welches Wissen habe ich über die Fotografie mit allen ihren Themen? Inwieweit setze ich mich theoretisch mit der Fotografie auseinander? Wer kritisiert meine Fotos (in welchem Umfang)? Kann ich meine fotografische Entwicklung steuern? Welche ist meine fotografische Baustelle?
Der dritte Teil des Workshops setzt sich mit dem Motiv auseinander, mit der Auswahl des Motives und der Relevanz dieses Prozesses. Gemeinsam werden wir Motive weiterentwickeln und den Prozess auch bei den anderen Teilnehmerinnen beobachten. Wir lernen durch Zuschauen.
PROGRAMM
Mit wem verbringe ich dieses Wochenende? Ankommen, Einlassen, Bleiben & Lernen, mit (harter) Kritik umzugehen
Sehen lernen! Aufmerksamkeit und Konzentration – verschiedene Übungen, Kreativtechniken kennenlernen und anwenden
Gestaltungsregeln lernen, kennen, erkennen – erst Theorie, dann Fotopraxis
Farbe/Symbolik/Ikonografie: Was muss ich wissen? Ein Diskurs. Erst Theorie, dann Fotopraxis
Inszenierung. Einzelübung versus Gruppenübung mit Fokus auf die Entwicklung eines Motivs
Lernen in der Gruppe: Ideen finden und umsetzen. Akzeptanz von Einzelideen, aber dennoch in der Gruppe zusammenarbeiten
Zeit – Relevanz (Übung: sich Zeit lassen, Relevanz: Erklärung: Warum tue ich, was ich tue?)
Reflexion zweier theoretischer und praktischer Fototage
Mensch-Idee-Prozess-Foto
Übersetze deine Bildkompositionen aus der 3-Dimensionalität in die fotografische 2-Dimensionalität und achte auf Anschnitte, Bildrichtungen und Restformen
Berührendes Licht
Das grafische Element im Foto
Ordnen des fotografischen Chaos
Das Wesen der Farbe
Keine Effekthascherei, kein Kopieren, keine Angst vor der eignen Kreativität
Menschen haben VIEL mehr zu bieten als ihre Gesichter
Du bist der Regisseur deiner Bilder
Der rote Faden meines Lebens – der rote Faden meiner Fotografie?
Probiere aus, aber stelle ein technisches Verfahren nie über den Inhalt eines „Bildes“
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