Antje Kröger | Fotokünstlerin

Trilogie Unernster Reiseentführer

Posted by on Nov 25 2020, in Mensch, Welt

Trilogie Unernster Reiseentführer

Brno, Brügge & Budapest

von Antje Kröger und Tobias Crain

Seit dem Sommer liegen die hübschen Reise-Entführer-Heftchen bei mir im Atelier und warten darauf, dass ich sie endlich anpreise. Nie hatte ich Lust. Ich wollte lieber selbst reisen. Reisen. Reisen. Weg aus der Starre von 2020. Weg aus der Enge von 2020. Weg von Dummheit und Populismus. Und dann machten sich einige Trilogien fast von alleine auf die Reise. Besucher*innen in meinem Atelier entdeckten den kleinen Schatz und erstanden schon so einige Exemplare. Und schließlich, auf einem kurzen Ausflug nach Nürnberg erstanden Tobias und ich Prägestempel. Diese sind ab nun natürlich zusätzlich irgendwo zu finden auf dem Produktchen. Aber nun. Nun preise ich. Pünktlich zu Weihnachten. Es gibt noch ca. 20 Trilogien (Preis: 30 Euro plus Versand). Ihr könnt sie im Video bestaunen, die zusammengebundenen Pakete, wenn ihr die Fotos allerdings in Ruhe anschauen und die so wunderbaren Texte lesen mögt, dann schreibt mir eine E-Mail und ich informiere Euch über Lieferbarkeit. Schreibt an fotos@antjekroeger.de

Trilogie UNERNSTER REISEENTFÜHRER
Trilogie Unernster Reiseentführer
Trilogie Unernster Reiseentführer – Brno
Trilogie Unernster Reiseentführer
Trilogie Unernster Reiseentführer – Brno
Trilogie Unernster Reiseentführer
Trilogie Unernster Reiseentführer – Brügge
Trilogie Unernster Reiseentführer
Trilogie Unernster Reiseentführer – Brügge
Trilogie Unernster Reiseentführer
Trilogie Unernster Reiseentführer – Budapest
Trilogie Unernster Reiseentführer
Trilogie Unernster Reiseentführer – Budapest

Es sollten nur wenige Zeilen zu acht ausgesuchten Fotos werden. Nur damit die schönen Namen, die die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Brno zieren, nochmal verewigt sind, geschrieben und gelesen werden. Nur ein Versuch das Ganze. Dann passierten Radek und Ivo. Dann passierte, dass die Worte immer mehr wurden, weil die Fotos immer mehr zu erzählen hatten. Weil die Menschen auf den Fotos zu oft zu denen gehören, die über- oder gar nicht gesehen werden. Schade. Denn sie erzählen viel. Wenn auch oft nicht mit Worten. Sondern mit Blicken, Gesten, Gebärden, Taten. Manchmal gewollt, manchmal unfreiwillig, immer ohne Schminke oder Fangnetz. Echt. So wie es ist und so wie sie sind. Abseits, aber voll im Leben, anders geht es nicht. Wenn Leben, dann immer voll. Es sind diese steinernen Stallungen, die wir Menschen uns bauen, um darin zu leben, um einander nah, aber nicht zu nah zu sein, die wir dreimal bereist haben, in denen sich immer wieder Dinge wiederholten. Friedhöfe, seltsame Pärchen, Steine zu imposanten Gebäuden zusammengefügt, Geschichten, die uns zuflogen, Geschichten, die wir uns erarbeitet haben, Vögel, B’s.

Als die getextete Fotostrecke also schon mit dem ersten Bild gestorben, naja, nicht direkt gestorben, eher ausgewachsen oder überwachsen, auf jeden Fall aber flügge geworden war, bildete sich eine neue Idee auf Basis einer kleinen Textpassage. Neben den Menschen im Schatten, auch den Städten im Schatten etwas (Spot)light zu spenden. Städte, die im Land unter einer überlebensgroßen Hauptstadt leiden. Unscheinbare Schönheiten. B-Städte in mehrerer Hinsicht. B-Stadt im Land, B als Anfangsbuchstabe, B wie die Bühne, die sie bekommen sollten. Spätestens jetzt ahnen wir, wie die ersten Naseweise beginnen zu maulen: „Die zweite Stadt von Belgien ist wohl eher Antwerpen.“ Kann so gesehen werden. Um diesem Argument vorzubeugen, haben wir Antwerpen also auch gleich noch einen Kurzbesuch abgestattet. „Budapest, was ist damit? Ist wohl ganz klar Hauptstadt!“ Wozu sind denn bitte Regeln da? Genau, um sie zu dehnen wie Ringseile. Vielleicht war Budapest mal die B-Stadt der k. u k. Doppelmonarchie?

Unsere Trilogie der B-Städte ist es nun geworden. Die Trilogie der Unernsten Reiseentführer. Brno-Brügge-Budapest. Gefüllt mit Begebenheiten, die uns widerfahren, Personen, die uns begegnet sind und Fotos, in denen Antje die Augenblicke festgehalten hat, die zu gern übersehen werden, die nicht wahrgenommen werden, weil sie so alltäglich erscheinen, die aber immer etwas haben, das stolpern, nachhängen, staunen und auch träumen und weiterdenken lässt. Momente, in denen sich jeder wiederfinden kann, die aber auch den Blick ab vom immer Gleichen in die Ecken lenkt, wo das Seltene und Ungewohnte liegt. Wenn man es denn zulässt, findet man. Der Augenblick, in dem man blinzelt, der für das Gehirn verloren scheint, auf diesen Fotos bekommt man ihn zurück geschenkt. Verlorenes bleibt bewahrt. Geschehenes wird beschrieben. Lücken werden gefüllt. Ungesagtes wird trotzdem aufgeschrieben. Lose Fäden aufgegriffen und verknotet zu den Schienensträngen des Lebens.

Drei Heftchen voller ausgelassener Geschichten und ausgelassener Menschen. Sie erfüllen keinen Zweck, außer in Schönheit zu sterben.

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