Stachel-Kleid-Leib
Posted by Antje Kröger Photographie on Aug 13 2024, in Mensch
In der flirrenden Weite der Einöde ist sie nur ein Flüstern im Wind, ihre Haut eine Landkarte aus Kratzern und Malen. Die Sonne zeichnet Schatten über, unter und in ihren Augen, die sich im Tanz der Disteln verlieren – jenen Wesen aus Violett und Watte, deren Blüten wie Geheimnisse schimmern. Die Dornenkrone ihrer Gedanken drückt schwer, der Sand unter ihren Füßen sengend. Schmerzen werden zur Melodie, jeder Stich ein Kuss. Doch unter der Oberfläche lauert der Wahnsinn wie ein stiller Fluss, dessen Strömung sie trägt, ohne Widerstand. Sehnsucht wächst wie Wurzeln aus ihren Schritten, aus der Tiefe steigt ein Hunger empor, der nach Stille sucht. Zwischen Licht und Schatten tastet sie nach der unsichtbaren Grenze, die Lust und Leiden vereint, die sie antreibt mit jedem Atemzug. Einsamkeit ist die ständige Begleiterin, ein unsichtbarer Schleier, der um ihren Schultern liegt. Doch aus der Dunkelheit der Dämmerung steigt eine Kraft auf, die selbst Disteln zum Blühen bringt. Sie ist die Flamme, die nicht erlischt, selbst in der trockensten Wüste.
Trümmer einer untergegangenen Welt! dachte er. Wer achtet ihrer jetzt, wo die Zeit ihren Moderschutt darüber gebreitet hat, und Nesselkraut, Distel und Dornen daraus wuchern? Es wäre besser, sie existierten nicht, denn sie wecken nur das Gefühl des Heimwehs nach einem längst Vergangenen, das nie wiederkehrt. Und nun? … Enttäuscht, an hundert Klippen gescheitert, treibt mich die Sehnsucht der alten Welt wieder zu, um dort einen Halt in strebender Jugend für meinen gebrechlich werdenden Willen zu finden! … Ernst Willkomm, Reeder und Matrose
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