Dina und Davit
Posted by Antje Kröger Photographie on Juni 20 2025, in Mensch, Welt

Am Rande eines alten, lauten Marktplatzes in Tbilissi, zur Zeit der Sowjetunion, trafen sie sich.
Davit, der Wolf, keck und voller Kraft und Dina, das Schwein, rosig, fest im Leben stehend, durch und durch ein froher Charakter. Sie wussten nicht, warum sie hier zusammenkamen, und doch spürten sie eine warme Verbundenheit. Wenn sie beieinander waren, löste sich der Nebel der Zeit. Sie sahen durch den Dunst der Jahre und blickten in eine ferne Zukunft.
Sie sahen Georgien, ein Land, welches für Freiheit kämpfte und doch in seinen Ketten verfangen blieb. Sie sahen Menschen, wenige, die laut wurden, voller Hoffnung und Wut, dafür auch im Gefängnis strandeten. Sie sahen andere, viel mehr, eine träge, geschlagene Masse. Diese trottete im Gleichschritt durch enge Gassen, den Blick gesenkt, das Herz stumpf, den Magen gefüllt mit den süßen Versprechungen der Mächtigen. Dina und Davit sahen Menschen, die alles hingenommen hatten, weil sie Angst hatten, den Preis der Freiheit zu bezahlen. Sie sahen Männer und Frauen, die konsumierten, um zu vergessen, und die vergaßen, um nicht fühlen zu müssen. Sie sahen einen Staat, der seinen Reichtum an wenige verteilte und ein Parlament aus Millionären und freien Stühlen, da, wo eigentlich die Opposition ihren Platz einnehmen sollte. Der Wind der Zukunft weht still. Dachte Dina. Sie war ein so hoffnungsvolles Schweinchen. Doch dieser Blick in die Zukunft trübte ihre Augen. Die Zukunft wird gestrig sein. Nicht einmal eine Dystopie, sondern nur eine Konstruktion der Langeweile und Gleichschaltung und Ungerechtigkeit und wie immer: männlich. Sie schaute Davit an. Hilfesuchend, mit Tränen, die über ihre dicken Wangen liefen …














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