Das Antifragile
Posted by Antje Kröger Photographie on Jun 25 2015, in Mensch
Einige Dinge profitieren von Erschütterungen; wenn sie instabilen, vom Zufall geprägten, ungeordneten Bedingungen ausgesetzt sind, wachsen und gedeihen sie; sie lieben das Abenteuer, das Risiko und die Ungewissheit. Doch obwohl dieses Phänomen omnipräsent ist, gibt es kein Wort für das genaue Gegenteil von »fragil«. Nennen wir es »antifragil«.
Antifragilität ist mehr als Resilienz oder Robustheit. Das Resiliente, das Widerstandsfähige widersteht Schocks und bleibt sich gleich; das Antifragile wird besser. Dieses Prinzip steckt hinter allem, was sich im Lauf der Zeit verändert hat: Evolution, Kultur, Ideen, Revolutionen, politischen Systemen, technischen Innovationen, kulturellem und wirtschaftlichem Erfolg, hinter dem Überleben von Konzernen, guten Kochrezepten (man denke nur an Hühnersuppe oder an Tartar mit einem Schuss Cognac), hinter dem Wachstum von Städten, Zivilisationen, hinter Gesetzessystemen, den Regenwäldern, der Bakterienresistenz … und nicht zuletzt hinter dem Fortbestand unserer Spezies auf diesem Planeten …
Das Antifragile steht Zufälligkeit und Ungewissheit positiv gegenüber, und das beinhaltet auch – was entscheidend ist – die Vorliebe für eine bestimmte Art von Irrtümern. Antifragilität hat die einzigartige Eigenschaft, uns in die Lage zu versetzen, mit dem Unbekannten umzugehen, etwas anzupacken – und zwar erfolgreich –, ohne es zu verstehen. Um es noch schärfer zu formulieren: Wir sind im Großen und Ganzen besser, wenn wir handeln, als wenn wir denken, und das verdanken wir der Antifragilität …Nassim Nicholas Taleb, ANTIFRAGILITÄT, Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen