Unter der Stahlkrone
Posted by Antje Kröger Photographie on Apr. 15 2025, in Mensch

Die Künstlerinnen in der Ukraine machen weiter, „einfach“ immer weiter. Jeden Tag. In Sumy, in Dnipro, in Charkiw, in Kiew, in all den anderen Orten. Auch nach Raketenangriffen, auch nach Toten und Verletzten und Verlust, auch nach Schmerz und Verzweiflung, auch nach Zerstörung, Wut, Kraft- und Hoffnungslosigkeit. Jeden einzelnen Tag zollt mir dies Respekt ab. Jeden Tag sitze ich in einer Welt, die weich und voll ist. Sie ist natürlich auch anstrengend und hoch-emotional. Dennoch ist meine Existenz bis jetzt noch niemals durch einen Krieg bedroht worden. Welch ein Geschenk in dieser Welt!
Wir züchten neues Kampfmaterial für die kommenden kriegerischen Schlachten.
Samen gesät auf fruchtbarem Boden,
Humane Pflänzchen sprießen und gedeihen,
Werden ausgetragen vom Geklapper des Storches.
Getragen in jedes Haus, hierhin und dorthin,
Nach Ost und West, nach Nord und Süd.
Überall schreit das neue Material,
Gewogen in mütterlichen Armen,
Beruhigt vom Lied, welches auf ihren Lippen liegt.
Geliebt, geküsst, liebkost,
Jede Regung beobachtet,
Mit großen Augen der Liebe betrachtet.
Jedes Wesen schließlich gekrönt,
Überall Prinzen und Prinzessinnen,
Hier und dort, in Ost und Nord,
In West und Süd.
Doch irgendwann ist das Material reif,
Reif für die Front, reif für den Willenlosigkeitstanz,
Reif für den Tod.
Es zerrt an der Seele der Mutter,
Hier und dort,
Oft auch an der des Vaters.
Aber vergesst nicht, ihr Mütter und Väter dieser Welt:
Auch eure Brut ist nur Kriegsmaterialzucht.
An allen Fronten stehen sie sich gegenüber,
Gekrönte Prinzessinnen und Prinzen aus den wiegenden Armen der Mütter gerissen,
Sie gehorchen, führen Befehle aus, schlachten, verletzen, morden,
Vergewaltigen, quälen – sterben.
Und dann:
Fallen wieder Samen auf den Boden,
Wachsen zu Pflänzchen, klein und rein –
Bereit zu werden, was sie sein sollen:
Kampfmaterial für den nächsten Krieg.














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