Lichter Abbruch
Posted by Antje Kröger Photographie on Apr. 28 2025, in Mensch

Dies ist ein Brief an dich, lieber Kameraverkäufer, an dich, mein liebes Schloss, und an dich, aller-liebster Straßenköter. Einer nach dem anderen …
Danke, lieber alter Mann, dass ich deine schöne Kamera weiter benutzen darf – beladen mit Film, bereit, alles festzuhalten, was flüchtig ist, alles, was sich bald verändert haben wird. Du selbst hast dich nie an das digitale Leben gewöhnen können; zu viele Jahre trägst du bereits auf deinem Buckel. Nun gibst du dein schönstes fotografisches Stück in meine Hände. Dafür danke ich dir.
Lange hatte ich gesucht, denn alle meine Arbeitstiere waren in den letzten Monaten zu Bruch gegangen. Ich wusste genau, was ich wollte. Und dann fand ich euch beide: dich, alten, so herzlichen Menschen – und dich, schöne Kamera, auch schon ein wenig, genauso wie ich, in die Jahre gekommen. Ich bin gespannt auf unseren gemeinsamen Weg.
Liebes Schloss, danke, dass du den Menschen aus mir gemacht hast, der ich bin. In dir und mit dir fühlte ich mich immer sicher und aufgehoben. So viele Menschen besuchten uns. So viele Menschen waren Teil unseres Schlosslebens. So viele Menschen wollten empfinden, was ich für dich fühle – doch das war nie möglich.
Denn wir beide teilen eine ganz eigene Verbindung.
Ich kenne alle deine Ecken und Kanten; deine Schatten und Lichter sind für mich kein Geheimnis. Die Rolle der Schlossherrin (und ab und an auch die des Dornröschens) war mir wie auf den Leib geschneidert. Nun schließen sich deine Tore für immer. Überall Bruch, überall gepackte Kisten, überall Staub und abgeschlagener Putz, überall nackte Wände, zerbrochene Scheiben.
Dein Wanken hat auch mich ins Wanken gebracht.
Schon jetzt vermisse ich deine Schönheit, dein Mich-Behüten, deine Risse und Geschichten, deine Kaputtheit und deinen unbedingten Lebenswillen, deine Luftigkeit, deine Wärme – und vor allem deine kraftvolle Energie.
Du, mein Lebensplatz.
Lieber Straßenköter,
ich muss in diesen Tagen immer wieder an diese wilde Köterbande aus Transnistrien denken. Was für ein schöner Wintertag, als ich sie traf. Lange blieben sie bei mir – bis zu dem Moment, als sie sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen.
So wie auch du.
Dennoch: Was für ein Glück, dass du mir zugelaufen bist. Unsere Zeit war voller Licht. Du warst das Getier der Schlossherrin, mein Spielkamerad, mein Begleiter. Ich musste nie die rosarote Brille abnehmen, denn selbst in den dunkler werdenden Zeiten blieb das Pink für dich in meinem Herzchen.
Straßenköter-Time – the best time of my life.
Jetzt ist alles anders.
Neu. Wankend. Neu. Ordnend. Neu. Ungewohnt. Neu. Gierig. Neu. Täuschend. Neu.
















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