Antje Kröger | Fotokünstlerin

Arkana

Posted by on Sep 23 2015, in Mensch, Workshop

fotograf leipzig antje kroeger

Worte fließen bei mir nie, ich muss sie immer herauslocken. Dennoch. Ein paar müssen in dieser Zeit sein, da so viele Fragen an mich herangetragen wurden zu meiner Kunst, zu meinen Workshops; zu mir, meinen Fotoshootings. Es sind so viele Diskussionen bei Facebook entstanden, ich bekam Hinweise und Anmerkungen:

Meine Arbeit zeigt genau das, wie ich die Welt sehe, wahrnehme, vorstelle. Ich mache das, was ich fühle. All‘ das ist in mir, all‘ das spricht aus mir heraus, all‘ das treibt mich, ich möchte anderen davon erzählen. Als ich das Handwerk erlernte, war ich mir noch nicht darüber im klaren, welche Macht Bilder haben können, wie sie verstören, mitreißen, auslösen, verwundern usw. Ich habe mich klar, auch in meiner Selbstständigkeit gegen den dekorativen Charakter des Mediums entschieden, das ist mir viel zu wenig. Ich möchte auch nicht das zeigen, was so viele andere schon getan haben. Ich bin meine Fotografie und meine Fotografie ist „ich“. Die Menschen vor meiner Kamera nenne ich nie „Modelle“. Schon alleine in diesem Wort steckt die Crux. Ich will nicht „modellieren“, ich muss manchmal objektivieren, ja. Aber immer hat dies mit Wahrheit und Wahl zutun. Meiner oder ihrer oder seiner. Die Entscheidung fällen wir gemeinsam.

Ich unterscheide zwei Stränge meiner Arbeit: entweder ich „leere“ mein Gegenüber und „benutze“ – wie vorher genau abgesprochen – die Hülle und inszeniere meine Geschichte auf der anderen Körperlichkeit, die Geschichte, die mir gerade im Herz oder auf der Seele liegt; oder aber, und das passiert momentan viel häufiger, ich erzähle – mit meiner künstlerischen Gabe – das Vergangene und das Jetzt meines Gegenübers. Nein, es ist keine Reportage, es ist nicht DIE Abbildung einer Realität, aber es ist eine fotografische Erzählung, die sehr eng verbunden ist mit diesem Menschen vor mir. Dazu ist natürlich eine ganze Menge Kommunikation und Vertrauen notwendig. Aber kein MUT. Immer wieder lese ich in Kommentaren, dass es mutig ist, was die Menschen vor meiner Kamera zeigen (wer von meiner Kamera gezeigt wird, dabei ist jeder „nur“ Mensch) oder dass ich mutig bin, weil ich den Finger immer wieder in die (eigene) Wunde lege und nachbohre. Nein. Ich bin nicht mutig. Mutig sind die Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um anderen Menschen zu helfen, mutig sind Menschen, die aus Flugzeugen springen mit einem Fallschirm auf dem Rücken, mutig sind meiner Meinung nach die, die ihre Komfortzone verlassen, um ein Leben außerhalb derer zu leben, von dem sie keine Ahnung haben, ob es funktionieren wird. Ich und die Menschen vor meiner Kamera dagegen sind offen, wir stellen uns gemeinsam Ängsten, wir vertrauen einander und wir wissen, dass es vielleicht notwendig ist, sich zu offenbaren und zuzulassen, dass man dabei auch noch beobachtet wird.

Viele von den Menschen in meinem (fotografischen) Leben haben keine Lust mehr auf die angezogene Handbremse, auf die heile-Welt-Melodien, die immer noch zuviel klingen überall. Der Großteil meiner Arbeit (ist kommunikativ) liegt darin, die Menschen auf dieser fotografischen Reise zu begleiten, ihre Hand zu nehmen, ihnen ihre Ängste zu nehmen. Ich bin dabei manchmal schonungslos, lasse den ein oder anderen ganz dicht an mich heran, damit das Sich-Öffnen leichter fällt, ich nehme mir Zeit, ich lasse Raum für Entscheidungen. Eines ist mir wichtig: der Respekt vor jedem Menschen, der zu mir kommt, egal ob zum Fotografieren oder zu meinen Workshops oder Coachings. Ich bin aber weder Dienstleisterin noch ein Mensch, der sich beugt oder eben nur funktioniert. Mit meinen Kunden und mit jedem, mit dem ich frei arbeite, gibt es immer ein MITEINANDER. Meine Zügel müssen locker sitzen, dann kann ich zur kreativen Höchstform auflaufen. Genau das und natürlich eine Menge mehr, ist es auch, was die Menschen von mir in meinen Fotoworkshops ans Herz gelegt bekommen, neben all‘ der formalen Inhalte: nicht ankommen, sondern sich immer wieder auf die Reise begeben, neugierig sein, um die Ecken denken, überhaupt denken!, fühlen, Erwartungen stellen (an sich und auch an alle anderen). Ich könnte nun, wo ich in Fahrt komme, einen ganzen Roman schreiben, aber mein Blog soll ja eine Bilderwelt bleiben. Wer mehr von mir meinen Gedanken hören will, darf einfach einen Workshop bei mir buchen. Es gibt noch ein paar in diesem Jahr (Workshops 2015) und für die ersten Monate 2016 habe ich auch schon einen Plan.

Noch kurz zum Thema Nacktheit: für mich ist der nackte Körper sehr wenig mit erotischem Habitus verbunden. Hier geht es mir in erster Linie um eine ästhetische Darstellung, oft abweichend von einem gesellschaftlich relevanten Ideal. Körperlichkeit ist ein Thema, an dem ich mich persönlich gerne abarbeite, ich mag die Spuren, die das Leben auf Körpern hinterlässt, ich mag die Grenze, die zwischen dem Ausziehen und der Nacktheit besteht, die Demaskierung und das Aushalten der Freiheit. Ich mag die verschiedenen Formen, die Falten, die Beulen, die Veränderung, die Schutzlosigkeit. Wahrscheinlich bin ich Künstlerin geworden, um mich meiner eignen Körperlichkeit auch fotografisch anzunähern und anderen Hinweise zu geben, die sie für sich selbst entschlüsseln können. Aber eben nicht nur das – es gibt noch viel zu entdecken, ich bin selbst reisend… und zeige hier ein paar Fotos, die sich nicht in Serien unterbringen lassen wollten. Passiert.

 

fotograf leipzig antje kroeger

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fotograf Leipzig Antje Kröger

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Comments

  • Kerstin

    Danke für diese Worte – wichtige Worte.

  • Sandrina

    Ich würde wirklich gerne mal vor deiner Kamera stehen. Das wäre sicher ein fantastisches Erlebnis.

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