Gebrochen II
Posted by Antje Kröger Photographie on Okt. 29 2025, in Allgemein
Idee, Inszenierung, Auswahl, Retusche: Antje Kröger / Fotografiert von A. Tcherkassova
Diese Serie besteht aus zwei Teilen, die sich aufeinander beziehen, auf vielerlei Weise.
Stimmen.
Nähre mich.
Sehnsucht.
Fülle mich.
Rausch.
Betäube mich.
Schlaf.
Erleichtere mich.
Stimmen.
Du bist hässlich.
Sehnsucht.
Du bist schwach.
Rausch.
Du bist krank.
Schlaf.
Du bist faul.
Stimmen.
Ich habe Angst.
Sehnsucht.
Ich brauche Leichtigkeit.
Rausch.
Ich will nicht fühlen.
Schlaf.
Ich sterbe. In Etappen.

Die Tränen. Sobald die holzigen Finger in ihrem Hals stecken, rinnen sie in Bächen über ihre fleischigen Wangen. Sie ist nicht geübt im Kotzen. Dabei ist alles zum Kotzen in these times. Ein Gezeter, Gezerre, Geschlage um sie herum. Eine große Traurigkeit hat sich im Resonanzraum Körper ausgebreitet. Eine große Wut auch, jedoch ohne Ventil bisher. Eine große Egalness sowieso. Fatalismus stand ihr schon immer gut.
Die Finger im Hals sind brutal. Sie gehören nicht in diesen Schlund. Nix mit Schlüssel-Schloss-Prinzip. Aber es soll ja besser werden. Die Geübten brauchen die Brutalness der Finger nicht mehr. Sie beugen sich vornüber und steuern das große Kotzen nur noch mit Willenskraft. Alles muss raus.
Alles rein. Erst. In Massen. In allen Konsistenzen. In allen Qualitäten. Dann aber wieder raus. Postwendend. Der fleischige Körper wäre ein Symbol des Verlierens. Fett ist Scham. Große Scham. Übergroße Scham. Scham. Scham. Scham. Um sie dreht es sich. „Ich schäme mich.“ Kaum jemand spricht diesen Satz aus. Gedacht jedoch wird er im Minutentakt. Nein. Nicht mal gedacht, gefühlt als Gefühl aus dem blinden Sektor unseres Seins. Scham. Sie ist allmächtig. Schäm dich! Muttis Lieblingssatz zum Nachwuchs. Später kommen viele andere Menschen dazu, die den Satz reproduzieren. Tausendfach.



















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