Antje Kröger | Fotokünstlerin

Die Maschine

Posted by on Okt. 02 2025, in Mensch

42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine

Dieses Kinderspiel ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
„Mein Vater hat ein Schwein geschlachtet. Was willst du davon haben?“
„Die Ohren.“
Ab jetzt darfst du auf alle Fragen, die ich dir stelle, nur noch mit Ohren antworten.
Machst du einen Fehler, kommt entweder die Kitzelmaschine oder die Kneifmaschine. Diese Maschinen werden dich bearbeiten, bis du lachst.
Und sicher, irgendwann wirst du lachen. Und dann hast du verloren.

Sie erinnerte sich an Malta und Kreta Kano.
Seit sie den Schwestern begegnet war, damals mit Mitte zwanzig, war ihr Leben ein anderes geworden.
Sie wollte das Buch, in dem die beiden herumgeisterten, so gerne verschlingen. Während eines schwülen Sommers, im Bett ihres WG-Zimmers.
Doch sie war zu tief in den Abgrund eingetaucht. Zu tief in den Brunnen hinabgestiegen.
Sie verbot sich, mehr als zehn Seiten pro Tag zu lesen.
So konnte sie mindestens den Juli und den August mit den Schwestern und dem Aufziehvogel verbringen. Danach egal.

Als sie irgendwann auf der letzten Seite angekommen war, verspürte sie eine Einsamkeit, wie selten in ihrem Leben.
Sie wehte von hinten in ihren Nacken, mit einer leisen Wucht. Ein Windhauch, der sie im Leben begleiten würde. Greta und nicht Kreta. Mit dem Windhauch der Einsamkeit, der sie umgeben würde.
Von diesem Tag an vermisste sie Malta und Kreta.
Ihr Leben war ohne sie nicht mehr vollständig.
Die schönen Frauen mit ihrer seherischen Gabe, ihrem Sex, ihrem fluiden Sein und ihrer exzessiven Beziehung zum Wasser.
Ihre Seelen blieben irgendwie an ihr kleben. Aber ihre Geschichte bewegte sich nicht mehr vor. Nicht mehr zurück. Sie war erzählt. Zu Ende erzählt.

Jetzt, mit Ende vierzig, ist sie Malta und Kreta wieder begegnet.
Nichts haben ihre Seelen eingebüßt an Anziehung und Faszination.
Sie hatte ja schließlich das Leben der Schwestern integriert in ihr eigenes.
Den Schmerz. Die hellseherischen Fähigkeiten. Die Sehnsucht nach einem Ende der Geschichte.
Sie war auch eine Schwester.
Sie verstand dieses Band. Damals wie heute. Heute noch mehr als damals.

Sie las im Wissenschaftsteil ihrer Wochenzeitschrift einen Artikel über die Seele.
Nein. Über die Seelenlosigkeit des Menschen.
Alles nur verschaltet. Nur verkabelt.
Uns gibt es nicht. Keine Seele, kein Charakter, kein Ich. Kein Du. Keine Essenz.
Wir Maschinen. Seelenlose Kreaturen.

42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine
42-objektiv-schwarz-weiss-fotografie-seelen-mensch-maschine
Die Maschine

Werbung

NÄCHSTER FOTOWORKSHOP

Reply