Antje Kröger | Fotokünstlerin

Armenien Feb*2024: Jerewan – Eriwan, Erewan, Yerevan, Erevan, Երևան (Teil I / A)

Posted by on Okt. 03 2024, in Mensch, Welt

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Das System zwang mich leider, den 1. Teil aufzusplitten.

In Armenien kriecht aus mir eine Vorliebe wieder heraus, die ich schon fast vergessen hatte. Mein Faible für alte, bunte Fahrzeuge und Gefährte in sowjetischer Optik. Zum letzten Mal hatte ich so viel Freude an in die Jahre gekommene Automobile auf Kuba, das war 2016. GAZ-53, Wolga, Lada, Zaporozhet, Schiguli und wie sie alle heißen. In den schönsten Farben kommen sie auf den Straßen Armeniens und in den Hinterhöfen, Gärten und an anderen Orten daher. Besonders die gelben Busse und Automobile in Babyblau, obwohl ich Blau als Farbe nicht sehr mag, haben es mir angetan. Überall stehen entweder ziemlich in Schuss gehaltene Oldtimer oder solche, die „einsam“ verrotten, herum. Auf dem Asphalt geben sie sich sogar das ein oder andere Wettrennen. An den alten Lastkraftwagen stehen in weißer Farbe auf olive die Telefonnummern der Besitzerinnen. Einmal, als ich um solch ein Gefährt herumschleiche, um es von allen Seiten zu bestaunen, fragt mich ein alter, freundlicher Herr, ob ich Interesse hätte, den LKW zu kaufen. Warum liebe ich diese alten Autos? Vielleicht, weil wir früher in der Familie auch solche bunten Wagen hatten, einen roten und einen braunen Skoda zum Beispiel oder einen postgelben Lada. Oder weil mein Großvater mütterlicherseits als Bürgermeister vor fast 100 Jahren das erste Automobil des Dorfes fuhr? Keine Ahnung. Wirklich. In Westeuropa ermüden mich Autos eher, überall stehen sie herum, verpesten die Luft, sind laut und zerstören mit ihrer Schwere immer mehr alte Häuser.


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Armenien: Jerewan
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Die Metro (Մետրոն)

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Armenien: Jerewan

Fast jeden Tag fahre ich mit der Jerewaner Metro. Der Weg von meinem post-sowjetischen auf-Zeit-Zuhause zur nächsten Metrostation ist weit, dreißig Minuten mit den Füßen. In Leipzig befindet sich die Tramstation direkt vor meiner Haustür. Ich lebe zirka fünf Kilometer vom Zentrum entfernt. Verschiedene Wege nehme ich, jeden Tag variiere ich die Abfahrts- und Ankunftsstation. Zehn Metro-Stationen gibt es insgesamt derzeit in Jerewan. Andere wichtige Verkehrsmittel sind: das private Auto, natürlich. Es gibt eine Melange aus alt und neu, bunt und monochrom, rechts- und linkslenkend, fast alles (ältere) Vergaser; Uber-Taxis und andere Taxis, die für mich als Euro-Touristin sehr günstig sind; Busse – nur einmal werde ich solch ein Gefährt nehmen, das auch nur, weil mich ein freundliches junges Mädchen hineinsetzt und mir genau erklärt, wann ich wieder aussteigen muss. Ansonsten bleibt das mit den Bussen für mich ein System mit sieben Siegeln – keine Pläne, keine gut beschrifteten Haltestellen, keine auskunftsfreundlichen Fahrer oder Fahrerinnen. Also meide ich sie einfach.

Für die Fahrt mit der Metro brauche ich rote Plastikjetons. Diese kaufe ich bei den meist freundlichen Damen und Herren am Schalter innerhalb der Metrostation. Immer wenn ich in das Münzfach meines Portemonnaies schaue, muss ich leise lächeln und denke mir: Wo ist das nächste Casino? Durch das Drehkreuz hindurch gegangen, geht es tief hinab mit den rollenden Treppen. Alles erinnert mich an die Metrostationen in St. Petersburg. Übrigens ist es nicht gestattet, innerhalb der Metro zu fotografieren. Natürlich halte ich mich nicht an das Verbot, habe aber schon das andere mehr-Herzklopfen als sonst. Auch klopft mein Herz ziemlich laut, wenn ich die Massen sehe, die sich manchmal in einen Metro-Wagon drängen wollen. Einmal stehe ich über eine halbe Stunde am Gleis, weil ich nicht bereit bin, einzusteigen. Meine Panik ist zu groß. Irgendwann überwinde ich sie und bin ziemlich froh darüber, denn immer wieder nutzen richtig viele Menschen die Metro. Darauf zu warten, dass die Züge leerer sind oder werden, ist ein sinnloses Unterfangen. Nach ein paar Mal Eintauchen in die Metro-Masse hat sich meine Angst fast gelegt. Ich bin Teil von ihr geworden, der Metro-Masse und freue mich darüber, denn Angst und Panik sind etwas blödes und ziemlich einschränkendes.

Wer aber keine Lust hat auf die Experience „Metro in Jerewan“ hat, muss sich unbedingt die Stationen im Zentrum anschauen. Sowjet-Brachial-Ästhetik par excellence. Eine hübscher als die andere, manche schon ein wenig in die Jahre gekommen, was ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch tut.


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Armenien: Jerewan
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