Malaise
Posted by Antje Kröger Photographie on Dez. 04 2025, in Mensch
---->Malaise – und weiter
Da stehen viele Betten in diesem Sanatorium. Eines neben dem anderen. Sie bilden horizontale und vertikale Reihen. Gleich einem Schachbrett. Doch es sind immer noch nicht genügend Betten in diesem Sanatorium. Bettenknappheit für all diese Malaise.
Das Sanatorium liegt nicht wie beim berühmten Mann auf einem Berg, der zaubern kann, es befindet sich inmitten eines Nichts. Keine Wälder. Keine Moore. Keine Wiesen. Keine Seen. Keine romantische Naturidylle drumherum. Dafür Beton und Stahl und Gewimmer und Gejammer. Nicht, weil das Selbst der Insassen mitleidig ist. Nein. Der Schmerz schmerzt. Und niemand besucht sie, die Schmerzvollen. Sie sind so gefüllt mit diesem Stoff, dass ihnen von Zeit zu Zeit der Atem stockt, der Leib zuckt, die Windungen hinter der Stirn zu einem Kurzschluss verschmelzen. „Besuchst du mich?“ — niemand antwortet: „Ich glaube nicht.“ Der verletzende Schmerz. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch die der Schmerzvollen. Gerade ihre.
Das Sanatorium leuchtet in der Dunkelheit. Das Licht nährt die übervielen Insassen. Es legt sich von Zeit zu Zeit über das Loch ihrer Schmerzen, füllt es kurz, um dann wieder in der Flüchtigkeit des Nichts zu verschwinden. Welch eine Malaise.
Das Sanatorium wächst. Von Sekunde zu Sekunde, von Minute zu Minute. Ein Bett gesellt sich neu neben eines, das gerade erst aufgestellt wurde. Neu. Mehr. Neuer Schmerz. Mehr Schmerz. Was für eine Malaise.








Mitten im Sanatorium,
im Raum ohne Fenster,
darbt ein Körper.
Ein Torso aus Atem und Erschöpfung,
gestreift von den Linien der Schatten.
Dort beugt sich die Malaise über die Kreatur:
„Hier.
Hier wohne ich.“
Sie atmet die Malaise nicht aus –
er-trägt sie,
träge und wach zugleich,
so wie man einen Schmerz trägt,
der keinen Namen hat.
Und das Sanatorium lauscht.
Es hört die Körperklänge,
und die Stille, im Wechsel,
es wächst weiter,
Bett um Bett,
Atemzug um Atemzug.
Welch eine Malaise.






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