Du brauchst den Lippenstift nicht wegwischen, denn du hattest keinen aufgetragen. Du musst das Kapuzen-Mäntelchen nicht abstreifen, denn du hattest nie eines an. Du musst den Apfel nicht ausspucken, denn du probiertest niemals von der Frucht. Das Sein ist abgründig. Das Sein ist schattenreich. Dein Sein ist eine Ansammlung von Dingen, die alle anderen bereits vergaßen, weil sie verstörend wirken (können). Schattenrot über blauem Pierrot. Dein imaginärer, dein clownesker Begleiter. Zusammen seid ihr Violetta. Mystisch, magisch, extravagant. Lila im Volxmund, aber das klingt zu banal. Vio, meine Vio. Streifend durch das gelb gepunktete Grün. Schatten schmeckend. Schattengeborene, die das Licht bricht.

Aus der alten Continental-Schreibmaschine sprießen die ersten Blättlein. Im Winter hatte ich sie mit Erde und Samen befüllt. Dem rostigen Ding aus Metall wieder Leben einhauchen wollend. Das Leben, das in manchen Wellen des Lebens verloren zu gehen scheint. Das Leben, das tief drin in etwas steckt, versargt, eingesperrt, nicht mehr fühlbar, hörbar, sichtbar. Aber dennoch anwesend. In einer anderen Ebene nur. Das Leben vergraben und wir seine Wächterinnen. Die Lebens-Grabwächterin. In meiner Geschichte glänzen ihre blauen Äuglein von einem leuchtend roten Rahmen gekrönt. Sie ist ein Wesen, nicht fassbar für den Erd-Mob. Luftig, lasziv, lila. Nein, nein. Nicht banal. Das L dieser Reihe verlange nur nach diesem Worte.

Die Sonne küsste meine Wangen. Das satte Grün bestach meine Augen. Das leuchtende Gelb kitzelte die Synapsen im Kopfe. Alles in diesem Raum war auf Zufriedenheit programmiert. Doch, dies passierte nur auf der oberen Schicht, der Zufriedenheits-Schicht. Zwei, drei, vier Schichten darunter lagen all die Särge. Die Särge voll mit Leben oder was davon übrig blieb. Wir, Violetta und ich, gruben danach.

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