In den letzten Workshops des Jahres 2018 habe ich mich mit meinen Teilnehmern intensiv mit dem Thema „Zeit“ auseinandergesetzt. Auch zur ersten fotografischen Meisterklasse des Jahres 2019 hätte das Thema gepasst. Sie verflog so schnell, so schnell, schwuppdiwupp waren drei Tage vergangen und meine diesmal durchweg männlichen Teilnehmer saßen Sonntagabend auf meiner roten Couch und schauten gebannt auf die Ergebnisse, ihre Ergebnisse. Arbeit der letzten Tage, harte emotionale Arbeit, kreative Arbeit. In manchen Momenten dieses Abschlusses, dieses fortgeschrittenen dunklen Abends, war es konzentriert-sehend ruhig, manchmal lachten die Männer schallend, vor allem, als wir uns Fotos anschauten, die nebenbei entstanden waren, die Blicke hinter die Kulissen, die kindlich losgelösten Augenblicke zwischen der anstrengenden fotografisch-emotionalen Arbeit.
Glücklich war ich an diesem Tag, selten war ich so begeistert von einer gesamten Workshop-Gruppe. Selten hatte ich ein so starkes Gefühl der Zufriedenheit über mein aufgegangenes Lehrkonzept. Selten war ich so interessiert an allen (Lebens-)Geschichten meiner Teilnehmer. Da war das finale Abendessen am Sonntag schon fast Pflicht und die anschließende Verabschiedung und Umarmung in der kalten Leipziger Nacht fast ein wenig traurig. Wir waren zusammengewachsen in diesen Tagen, die Fotografie hatte uns zusammengeführt, vor allem das kreative Moment ihres Seins. Dafür waren zwei meiner Teilnehmer aus Österreich angereist, einer aus Dresden, einer hatte einen kurzen Leipziger Weg. Das Thema dieser ersten Meisterklasse 2019: Utopie.
Bereits viele Wochen vor der Meisterklasse bekamen die Herren von mir ihre Hausaufgaben. Schon vor Ablauf der Einreichungsfrist trudelten die meisten Ergebnisse bei mir ein. Ich las viele Tage lang und ließ mich von den Antworten und Recherchen treiben. Die Workshops sind mir schon deshalb immer eine Freude, weil ich selbst so viel Neues lerne. Deshalb genieße ich die Vorbereitungsphase besonders, ziehe mich dazu meist mindestens eine Woche lang zurück, damit ich den Teilnehmern das geben kann, was sie sehr individuell von mir brauchen.
Skeptisch war ich vor dem Workshop aber auch. Vier Mann. Noch nie hatte ich in der Meisterklasse eine eingeschlechtliche Runde. Vier Männer und ich. Ich befürchtete Schlimmes, weil ich schon in vergangenen Workshops erlebte, wie das männliche Geschlecht, war es in der Mehrzahl, mich (manchmal) versuchte zu dominieren. Ich wusste aus der Vergangenheit, Gruppen mit vorwiegend weiblichen Teilnehmerinnen waren emotionaler, aber auch leichter zu händeln. Nun war es eben anders und das war auch gut so. Ich stelle mich ja durchaus auch gerne Herausforderungen. Und meine Angst war unbegründet. Diese vier Typen waren emotional, kritisch, offen, geistreich, wenig dominant, respektvoll, kreativ. Sie ließen mich streng sein, mich führen, mich kritisieren, mich ausreden, mich einen Raum für sie öffnen, nämlich meinen Raum der Lehre über die Fotografiekunst.
Was genau ist denn nun der Ansatz meiner Lehre? Mir geht es vor allem um Gestaltung und Wirkmächtigkeit, das Zeigen der eignen Emotionen und Themen, das Überschreiten von Grenzen oder das Minimieren der Schere im Kopf, das narrative Moment, das Spiel, die Inszenierung, den künstlerisch kreativen Ansatz der Fotografie, der in der Zeit von Dienstleistung zu entschwinden scheint. Es geht darum, mithilfe eines künstlerischen Mediums Spuren zu hinterlassen, andere Menschen aufzurütteln, zu berühren, sie zu kritisieren, ihren Blick zu lenken, aufmerksam zu machen, zu provozieren, Kraft zu schenken … Ich möchte auf-zeigen, dass mit Wille und Souveränität alles möglich ist, dass sich die Frage. „Darf ich das?“ gar nicht stellen muss und das die Verantwortung für all das einzig und alleine in der Entscheidung liegt, es anders zu machen als die anderen. Es ist NUR eine Entscheidung, und sie wird fast immer belohnt. Dafür bin ich mit meinem Selbstverständnis als Mensch, Frau, Künstlerin ein gutes Beispiel.
Ich freue mich auf die nächsten Workshops, Meisterklassen, Menschen, die zu mir kommen werden. Bei der fotografischen Lehre, die neben meiner eignen künstlerischen Fotografie ein wichtiger Bestandteil meines Lebens ist, bedanke ich mich. Sie lehrt auch mich, sie lässt mich fokussieren, konzentrieren und wachsen!
Der berührendste Augenblick des Workshops: ganz klar, der Tangotanz nach Hans‘ Shooting. Auf einmal bewegten sich alle im Takte der Musik und ein ganz emotional, sinnlich berührender Moment beflügelte den Raum und die Menschen darin.
Ich danke meinem Schüler und Freund Paul für die Fotos mit dem Blick hinter die Kulissen des Workshops!
Die Meisterklasse von Antje Kröger führt buchstäblich in einen Raum jenseits der Mainstreamfotografie. Nicht die Technik ist hier das Wesentliche; sondern die Frage, was die Fotos stark macht. Antje schafft dafür einen sehr persönlichen Raum für die eigene Suche und die fotografischen Antworten. Antje – ich danke Dir für die starke und inspirierende Zeit und das Aufmachen von neuen Sichtweisen!
Radek aus Wien
Hans, Linz
Hansens Begriffe: Tiefe, eintauchen, Lachen, Freundschaft, Patina, Kritik, Disziplin, Marmor, prickeln, Respekt, poetisch, souverän, mutig
Meisterliche Meisterklasse mit Antje!
Was soll ich sagen, … wow! Ich hatte die Ehre an diesem Workshop teilzunehmen und es triggert mich jeden Tag im Nachgang erneut. Es waren 3 intensive Tage, Tage voll mit viel, ja viel Humor, bedingungsloser Ernsthaftigkeit, ab und an Lob, im Gegensatz auch Kritik, starkem / manchmal auch dünnem Kaffee und abgerundet mit süssem / herzhaften Gaumenschmaus. ;)
Eine wunderbar gemixte Runde aus Fotografen, der bezaubernden Philine und Antje. Am Ende war ich voller Energie, Mut, Freude und hatte einfach ein besonderes Gefühl. Geprägt von diese Workshop werde ich viel für mich mitnehmen, immer wieder mit Freude daran denken und ich kann den Workshop Meisterklasse unbedingt empfehlen.
Danke Antje!
Bernd
Diese Meisterklasse war bis jetzt der schönste Workshop, den ich bei dir wahrnehmen durfte. Ich war/bin begeistert von den Menschen, die ich an diesem Wochenende kennengelernt habe. Es war mir eine Freude, diese Tiefe, die für mich vorhanden war, wahrzunehmen. Außerdem war ich von dem Miteinander und den Geschichten der beteiligten Personen sehr angetan. Ich habe wieder sehr viel über mich gelernt und versuche, erfahrene Stärken meinerseits zu nutzen und auszubauen und Schwächen auszumerzen. Alles in allem fand ich dieses Wochenende menschlich und fotografisch sehr gelungen.
Paul, Dresden