Antje Kröger | Fotokünstlerin

Rumänien: Bukarest & Sibiu (Januar 2018)

Posted by on Mrz 25 2018, in Mensch, Welt

Rumänien - Bukarest

„Cine plinge vara ride iarna.“ (Wer im Sommer weint, wird im Winter lachen.) -rumänisches Sprichwort

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Als ich plante, nach Bukarest zu fliegen, ahnte ich nicht, wie traurig das Volk auch heute noch ist, das rumänische, wie wenig die eigene Geschichte aufgearbeitet und verarbeitet ist, wie winterliche Kälte und Dunkelheit auf die Seele drücken, wie der Kapitalismus und das Smartphone mit dem Glauben konkurieren.

Gerade – als ich beginne, den Text zu schreiben- komme ich aus Italien zurück, wie auch Rumänien ein Land der Europäische Union, und doch ist das Gefühl für Land/Leute/Kultur so anders, fast gegensätzlich. Kargheit gegen Üppigkeit. Ruhe gegen Sturm. Leise gegen laut. Schwarz-weiß gegen koloriert.

Warum Bukarest? Schon immer kannte ich Menschen, die gerne (fotografisch) nach und durch Rumänien reisten, über Land, die anachronistische Lebensweise sehen und fühlen wollend. Ich aber wollte die große Stadt, die Urbanität, Kosmopoliten, ein Konzentrat aus dem gesamten Land und der Geschichte. Sibiu (Hermannstadt) kam dazu, weil ich unbedingt mit dem Zug über Land fahren musste… Sibiu funktioniert gut als Zielort.

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Guten Tag, liebe Dame

Bukarest ist für mich eine Frau in ihren späten Fünfzigern: mit einer Menge Falten und Furchen, einer glanzvollen Ausstrahlung und tiefen Anziehungskraft, sie trägt hübsche Kleider gepaart mit klobigen Stiefeln, um im Winter dem Schnee zu trotzen. Sie hat eine Menge Katastrophen, Machtgerangel, Kriege und Zerstörnisse überlebt, ist daran gewachsen und erwachsen. Sie ist kraftvoll, nicht langsam, aber bedächtig; ruhig, aber nicht besinnlich, sie ist groß, wunderlich, ausladend, dunkel, sinnlich und traurig. Ich mochte diese Schönheit vom ersten Moment an, vor allem ihre offenen Arme, mit denen sie mich begrüßte.

Jemand, der in meinem Herzen ist und meine Blogeinträge regelmäßig besieht und liest, kritisierte neulich einmal meine tiefe Verbundenheit zu jedem meiner Reiseorte, nein, es war viel weniger Kritik als ein Unglaube. Nun ja, was soll ich sagen? Alle Orte, die ich bereiste, waren in ihrem Moment die wichtigsten. Ich war da, mit Haut und Haaren, verliebt und getragen durch das Neue, echt. Ähnlich ergeht es mir da mit Menschen, ich kann sie tief fühlen, wenn ich mich dafür entscheide, manchmal aber auch nur ein paar Momente lang.

Ob die Orte länger in mir und meinem Herzen bleiben, ich sie noch einmal bereise, das steht jedoch auf einem anderen Blatt Papier.

Ich glaube, Bukarest ist eine der unterschätzten Hauptstädte Europas, sie lebt von der Gegensätzlichkeit, diese Dame: osteuropäischer Charme trifft Balkan-Style trifft Hipster-Moderne. Im Gegensatz zur Ukraine sprechen viele hier gut Englisch, überall sehe ich lesende Menschen,vor allem in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf den Bänken der Stadt. Der Grundton der Stadt ist höflich und respektvoll: Als ich mein Hostel suche, bringt mich eine Hundebesitzerin gleich bis vor das Haus, obwohl das einen Umweg für sie bedeutet. Als mir an einem Tag Geldscheine in der U-Bahn-Station aus der Jacke rutschen, läuft mir eine Frau nach, um sie mir zurückzubringen…

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Platz der Revolution

Rumänien - Bukarest - Platz der Revolution

Rumänien – Bukarest – Platz der Revolution

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Platz der Revolution

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Platz der Revolution

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Platz der Revolution

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Platz der Revolution

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Verschobene Gotteshäuser

Die 73-jährige Aurora spricht mich in einer kleinen orthodoxen Kirche an. Ein paar Minuten vorher war ich über den Platz der Revolution geschlendert, ohne zu wissen, wo ich mich da gerade befinde. Ihre Lippen sind knallrot und wenn sie spricht, glitzern goldene Zähne hindurch. Früher war sie Lehrerin, heute erzählt sie den Besuchern der kleinen Kirche alles, was sie über die Orthodoxie und ihr Land und ihre Stadt weiß. Sie spricht mehrere Sprachen fließend, ihr Deutsch hat einen hübschen rumänischen Klang. Sie zieht mich hinein in die Kirche, erzählt mir vom Prinzen der Walachei, dessen Kopf durch seine Ehefrau gerettet wurde. Dieser Prinz war Vlad Tepes Draculae, der im Mittelalter um Bukarest kämpfte. Irgendwann wurde er von den Osmanen geköpft, sein Haupt angeblich in einer Bukarester Kirche einbalsamiert „hinterlassen“. Auf diesen Prinzen sind alle Rumänen irgendwie stolz, obwohl er mit Schrecken herrschte. Bram Stoker nahm die historische Figur, fügte eine Menge Fantasien hinzu und heraus kam die Geschichte des Grafen Dracula. Geschäftemacher erkannten nach 1989 eine gute Einnahmequelle in der Legende. Während ich noch über den Kopf des Prinzen nachdenke, wie ihn die Ehefrau in den Händen hält, erzählt Aurora schon von dem großen Feuer 1847, das einen Großteil Bukarests zerstört hat (ungefähr 2000 Gebäude).

Beim Erdbeben von Vrancea 1977 (dem bisher stärksten Erdbeben in Europa) traten die meisten und größten Zerstörungen in Bukarest auf.

Und dann war da noch Nicolae Ceaușescu. Der hätte am liebsten alle Gotteshäuser abreißen lassen, erzählt Aurora. Fast 90 Prozent der Rumänen sind/waren orthodox. Die Kirche war bis 1989 eine lebenserhaltende Institution.

Ein weitsichtiger Architekt überredete das Regime Ceaușescu aber, die orthodoxen Gebäude für den sozialistischen Großbauplan nach nordkoreanischem Vorbild nur zu „verschieben“. Deswegen existieren einige von ihnen eben heute noch, fast 30 wurden zerstört.  13 Kirchen überlebten. Sie wurden in den 1980er Jahren auf Schienen gehievt und nach hinten (meist in den Plattenbau) verschoben, so dass der Diktator sie nicht mehr „sehen musste“.

Der König ist tot, lang lebe der König

An meinem ersten Tag in der Stadt fallen mir die vielen Kränze und Kerzen vor dem einstigen Königspalast auf. Der rumänische Ex-König Mihai I war ein paar Tage vor meinem Besuch hochbetagt gestorben. Die Republik trauert im Januar 2018 40 Tage um (s)einen König, den sie gar nicht kannte, denn schon 1947 flüchtete „Michael“ in die Schweiz und verbrachte dort im Exil sein Leben.

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Das Flattern der Woll-Lust

Überall in dieser Stadt füttern die Menschen die Tauben. Fast schon muss ich die Taubenfotografie  zu einer Tradition erklären, die Vogel-Orte und die Tiere selbst faszinieren mich. Ein Freund schrieb mir neulich, weil ich ihm oft „tote und lebendige“ Fotos der Tauben-Viecher sende: „Oh wie schön – die armen Seelen! In der griechischen Mythologie besagt man, wer sich im Leben mit der Wolllust versündigt, wird als Taube wiedergeboren – jetzt weißt du, mit wem du es zu tun hast!“ Mir gefällt die Vorstellung.

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Faszination Bahnhof

Als ich zum ersten Mal am Bukarester Bahnhof ankomme, bin ich sofort angezogen von diesem Ort. Das geschäftige Treiben, die Unterschiedlichkeit der Menschen, die sozialistische Architektur… Wenn ich aus Sibiu zurückkomme, suche ich mir eine Herberge in Bahnhofsnähe.

Doch zuerst kaufe ich mir zwei Zugtickets nach Hermannstadt und zurück, eine Strecke 280 Kilometer, ich zahle 30 Euro. Danach schaue ich mich aufmerksamer um: alte und neue Züge wechseln sich auf den Schienen ab, so wie die Menschen sich abwechseln – zwischen echtem Pelz, der rumänischen Fellmütze und hässlichen Steppjacken mit Kunstfell-Kragen und Neon-Blinker-Turnschuhen.

Das Bezahlsystem des öffentlichen Verkehrs habe ich bis zum Schluss nicht ganz verstanden. Es gibt Karten zum Aufladen oder auch Einweg-Karten, die Strecken kosten verschieden viele Cent, ein paar Mal bin ich bestimmt ungewollt schwarz gefahren, weil ich für das jeweilige Verkehrsmittel nicht die richtige Karte dabei hatte oder sie nicht genügend aufgeladen war…

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Ruhet in Frieden

1104 Tote und 3352 Verwundete zählte die Rumänische Revolution zwischen dem 16. und 27. Dezember 1989, viele der Toten ruhen auf dem Heldenfriedhof von Bukarest. Als ich über den Friedhof schlendere, fallen mir neben den Fotos sofort die Todesdaten auf den Grabsteinen auf, die Weihnachtstage 1989. Ich kann mir den Schmerz gar nicht genug vorstellen, den das wiederkehrende Fest jedes Jahr bei so vielen rumänischen Familien auslöst. Der Tod eines Menschen hinterlässt immer Spuren und Lücken, aber der gewaltsame Tod zum Weihnachtsfest hat für mich eine besondere Dramatik, ich fühle es so, weil ich das Fest mit so einer Menge Familienwärme verbinde.

Neben dem Heldenfriedhof befindet sich der große Bellu-Friedhof. Er ist menschenleer, als ich ihn besuche, nur hunderte Rabenvögel umkreisen ihn himmelwärts. Fast ist es ein wenig gruselig. Dann vernehme ich ein Hämmern. Es hallt über den gesamten Friedhof. Ich folge dem Geräusch, stehe irgendwann an einem Grabstein, den ein sitzender Mann mit Hammer und Meißel bearbeitet, er schaut einmal kurz auf zu mir, dann arbeitet er akribisch weiter. An einer anderen Stelle verputzt ein Arbeiter eine Gruft, außer mir ist zu dieser Stunde an diesem Tag kein anderer Besucher auf dem Friedhof, es ist kalt im Januar in Bukarest.

Rumänien - Bukarest - Heldenfriedhof für die Opfer der Revolution vom 23. Dezember 1989

Rumänien – Bukarest – Heldenfriedhof für die Opfer der Revolution vom 23. Dezember 1989

Rumänien - Bukarest - Heldenfriedhof für die Opfer der Revolution vom 23. Dezember 1989

Rumänien – Bukarest – Heldenfriedhof für die Opfer der Revolution vom 23. Dezember 1989

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien - Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Rumänien – Bukarest -Cimitirul Șerban Vodă -Bellu-Friedhof

Prunk, Protz, Prunk

Dieser  Parlamentspalast ist schon ein Koloss. Ich mag ihn mir natürlich auch von Innen anschauen, zu der Führung melde ich mich vorher telefonisch an. Nicht viele Touristen sind in der Stadt am Anfang des Jahres, es gibt für alle nur die englische Führung. Die Russen und Rumänen verstehen kein Wort, macht nichts, sie wollen das Übermaß von Vielem einfach nur sehen. Bevor die Gruppe unter Leitung von Leopold durch einen Bruchteil der Räume flanieren darf, geht es für alle erst durch strenge Sicherheitskontrollen wie am Flughafen hindurch, will man wie ich fotografieren im Koloss, zahlt man extra.

Marmor, Gold, Kronleuchter, Kirschholz, Kastanienholz, schwere Gardinen von Nonnen bestickt,  unendlich viele Teppiche, alle Materialien für dieses Prestigeprojekt kamen aus Rumänien. Es gibt Geheimtüren, auf der Erde sind Pläne aufgemalt, wo man sich gerade befindet, ein wahnsinniges Heizungs – und Belüftungssystem ist in den Palast integriert. Es gibt Räume, in denen der Schall verstärkt wird, Balkone, riesige Treppen… Der Palast ist in seinem Unterhalt unendlich teuer, doch ein Abriss kommt nicht in Frage, die Kosten wären unangemessen hoch.

Die Architektin Anca Petrescu plante das Gebäude. Sie war gerade 26 Jahre alt, kam frisch von der Uni. Man sagt, sie las Nicolae Ceaușescu jeden Wunsch von den Augen ab. Gebaut wurde der Megakoloss von 1983 bis 1989 von rund 20000!! Arbeitern. Dafür mussten ca 50000 Menschen weichen, 40000 Wohnungen wurden abgerissen, ein Dutzend Kirchen und drei Synagogen auch.

Heute befinden sich im Gebäude die rumänische Abgeordnetenkammer, der Senat, ein internationales Konferenzzentrum, das Fernsehen, eine internationale Zoll- und Polizeiorganisation und das Nationalmuseum für Moderne Kunst. Der Palast gilt als zweitgrößtes administratives Gebäude der Welt nach dem Pentagon.

Als wir nach zwei Stunden wieder an den Sicherheitskontrollen ankommen, haben wir zirka fünf Prozent des Palastes durchlaufen, zum Schluss erzählt Leopold noch eine Anekdote:

„Michael Jackson besuchte nach einem Konzert unseren Palast. Er stand auf dem Balkon, die Menge jubelte ihm zu, und er sagte: Halloooooo Budapest!“

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest - Parlamentspalast

Rumänien – Bukarest – Parlamentspalast

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Endlich wieder osteuropäisch reisen

Die Bezüge im Zug nach Sibiu sind leuchtend grün, es regnet, als ich in Bukarest losfahre. Der Schaffner wirkt, als sei er einem sehr alten Film entsprungen. Der Zug muss manche Höhe meistern, fährt oftmals im Schneckentempo, draußen vor den Fenstern liegt manchmal Schnee. Wir brauchen sechs Stunden. Auf halber Strecke, in Brasov, steigen fast alle aus, danach füllt sich der Zug wieder. Es gibt keine Steckdosen, kein Internet, die Menschen transportieren allerhand, sogar Computerbildschirme. Wenn ich heraus schaue, sehe ich viel weites Land, eine Menge Dörfer und ganz viel Müll, überall liegt er in der Landschaft verteilt. Und ich erblicke einen Wolf, ganz dicht vor meinem Fenster schaut er mich an, bilde ich mir zumindest ein.

Rumänien – zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien - zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien – zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien - zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien – zwischen Bukarest und Sibiu

Sibiu

Die Sonne scheint, als ich in Sibiu ankomme. Die Stadt ist seltsam leer. Das Rollen meines Koffers hallt nach. Wo sind nur alle Menschen hin? Auch in meiner Herberge bin ich in der ersten Nacht alleine. Die Vorteile des antizyklischen Reisens.

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Mein erster Spaziergang führt mich bereits durch die gesamte Altstadt, Sibiu ist klein. Ich treffe unter anderem Matthias, Marie und Alexander (80, 81, 80 Jahre), sie sind ursprünglich Ungarn, leben aber schon immer in Sibiu. Maria fragt mich: „Du reist alleine?“ Ich: „Ja.“ Maria: „Tüchtig“ (in einem putzigem Deutsch.)

Am zweiten Tag treffe ich noch mehr Menschen und spreche mit ihnen über ihre Leben:

Sergiu (26) wohnt in einer Plattenbausiedlung am Rande der Stadt, er ist gerade von Bukarest nach Sibiu gezogen, wegen des Jobs. Er arbeitet bei einem deutschen Autoteilezulieferer, verdient 500 Euro im Monat (mit abgeschlossenen Studium). Seine Miete kostet ihn 200 Euro.

Diana (Anfang 20) ist Studentin, wir teilen uns für eine Nacht das Zimmer. Wir schnattern über Gott und die Welt. Sie lebt in Bukarest, hat 300 Euro im Monat zur Verfügung, wohnt zusammen mit vier Mädchen in einem Zimmer auf dem Campus. Sie sagt, dass Rumänien so gar nicht offen sei, alles sei 100 Jahre zurück. Die Menschen sind wegen der Korruption gar nicht an Politik interessiert. Junge Menschen verlassen meist nach ihrer Ausbildung das Land. Sie selbst hat bereits ein Austauschjahr in den USA absolviert und will später Rumänien auch den Rücken kehren.

Als ich morgens aufwache, ist Diana bereits abgereist, aber sie hat mir Frühstück ans Bett gestellt und einen Zettel mit ihren Kontaktdaten bei mir gelassen.

Octavia (50) ist Taxifahrerin und bringt mich eines nachts ganz sicher zu meiner Herberge zurück. Sie ist tätowiert, reist viel und liebt Spanien, weil man da „léger  und nicht aufgetakelt“ in die Disco gehen kann. Sie sagt, dass der Sozialismus doch nicht so schlecht gewesen sei, denn heute regiere ja mehr denn je das Geld.

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Es ist klirrend kalt in Sibiu. Ich spaziere durch den Kern der Stadt, treffe die Männer am Feuer. Sie kochen eine Suppe aus Schwein und Rind, sie ist sehr scharf. Auch sie kommen aus Bukarest und sind zu Besuch in Sibiu.

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Rumänien - Sibiu

Rumänien – Sibiu

Nach zwei Nächten in Siebenbürgen fahre ich zurück nach Bukarest. Diesmal ist der Zug knackevoll. Überall steigen Wintersportler ein. Der Zug schiebt sich wieder langsam durch die Karpaten bis hin nach Bukarest. Es liegt überall viel mehr Schnee als auf der Hinfahrt.

Meine Herberge in Bukarest befindet sich für die nächsten Nächte in der Nähe des Bahnhofes.

Rumänien - zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien – zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien - zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien – zwischen Bukarest und Sibiu

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest – Hauptbahnhof

Schnee, Sonne, Kälte – noch liebe ich den Winter

Es schneit in Bukarest und es hört auch nicht mehr auf. Der erste Schnee für mich in diesem Winter (es kommt die Zeit, da mag ich das schöne Weiß nicht mehr.) Ich spaziere und erkunde die Gegend, überall gibt es Teigwaren auf die Hand zu kaufen. Lange Schlangen vor wirklich jeder Bude, die Rumänen lieben Gebäck.

Als ich in mein Zimmer zurückkomme, ist dort Micha. Sie ist Lehrerin im Norden von Rumänien und im gleichen Alter wie ich. Sie erzählt mir vom Einfluss der orthodoxen Kirche, rumänischen Adoptionen, allein-stehenden Frauen, Familienbeziehungen, Homosexualität, wie es ist, Lehrerin an einer französischen Schule zu sein, wie sich Bukarest verändert hat durch EU-Gelder und über den Rechtsruck der Bevölkerung gegen die EU. Wieder wird mir bewusst, welch ein privilegiertes Leben ich in Deutschland leben darf, wie frei ich bin und auch sein möchte. Eine Frau wie Micha muss kämpfen, und das jeden Tag. Ich mag sie, sie ist stark und interessiert und sich ihrer sehr bewusst. Als ich am nächsten Morgen aufwache, hat sie das Hostel schon verlassen. Wieder liegt ein lieber Brief an meinem Bett, in ihm bedankt sie sich für unser Gespräch und freut sich über meine Fotos und meinen Blick auf ihr Land. Ich lächle wieder.

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Rumänien - Bukarest

Rumänien – Bukarest

Ich mag das, was mir vor allem Bukarest und seine Menschen im Januar gezeigt haben. Ich mag das „traurige“ Volk, habe mein Geschichtswissen aufgefrischt und mir nach über 20 Jahren wieder das Video von der Hinrichtung des ehemaligen Staatschefs Nicolae Ceaușescu und seiner Frau Elena angeschaut – mit anderem Wissen als als junges Mädchen, natürlich.

Ich wünsche, dass die jungen Menschen nicht vergessen, wofür ihre Eltern und Großeltern gekämpft haben und das sie in ihrem Land ihre Vorstellung von Leben verwirklichen können. Ich bin skeptisch, solange der einzige Traum aus „genügend Geld“ besteht, aber ich möchte hoffen und werde wieder kommen, bei diesem Platz bin ich mir sicher!

P. S. Immer wieder muss ich an das kleine Zigeuner-Mädchen denken (in Osteuropa sagt man nicht politisch korrekt Sinti & Roma). Es spielte mit seinen Freunden im Zentrum von Bukarest und sah dabei so wunderschön aus. Ich wollte sie natürlich fotografieren. Sie wollte dies aber partout nicht und spuckte mich an. Danach rannte sie durch die Straßen und foppte die Menschen und verunsicherte sie damit. Ich mochte dieses Mädchen.

Comments

  • Hallo Antje,

    ich bin heute dank Kwerfeldein auf deine Homepage gestoßen. Ein ganz großes Lob an die wunderbaren Bilder und ausführlichen Berichte. Gerade der Rumänien Bericht ist so genial. Die Bilder geben mir Einblicke in das Land und Leute. Ganz toll umgesetzt. Ich werde dich und deine Reisen verfolgen :). Also hier auf dem Blog :).

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